Weser-Kurier: Zur maroden Fehmarnsund-Brücke schreibt Max Polonyi:

Sie soll viel sanierungsbedürftiger sein als
angenommen – es steht schlecht um die Fehmarnsund-Brücke. Sogar eine
Vollsperrung wird nicht mehr ausgeschlossen. Was für ein Glücksfall
für die Kieler Landesregierung. Denn die will die Brücke schon länger
ersetzen. Der Grund dafür ist die Fehmarnsund-Querung – der längste
Autotunnel der Welt. Ein 18 Kilometer langer Güter-Highway, der die
schnellste Landverbindung von Hamburg nach Kopenhagen werden soll.
Kommendes Frühjahr fangen die Dänen an zu graben. Sie finanzieren das
Megaprojekt. Deutschland hat sich dafür verpflichtet, die
Infrastruktur im holsteinischen Hinterland auszubauen. Mit nur zwei
Fahrbahnen und einer Schiene passt die Fehmarnsund-Brücke aber nicht
zum modernen Ostsee-Tunnel, der vierspurig und mit zwei
Schienentrassen ausgestattet wird. Sie wäre ihm ein Nadelöhr. Es
hilft nichts: Nur ein Neubau täte es. Da kommen die Meldungen über
die marode Brücke gerade recht. Denn seit Millionengräbern wie dem
Hauptstadtflughafen und der Elbphilharmonie ist es nicht mehr so
einfach, für derlei Megaprojekte zu werben. Es gibt bereits tausende
Einwendungen von Bürgern, die sich um Steuergelder und Ostsee sorgen
und schon jetzt mit einer Klagewelle drohen. Welch glückliche Fügung
also, dass die Brücke nun ein Sicherheitsrisiko ist. Ein fabelhaftes
Argument für ein weiteres Großprojekt.

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