Die überraschende Entscheidung ist weniger einer
ideologischen Neubesinnung als einem wirtschaftlichen Kalkül
geschuldet. Ein demokratischer Schub und die Einsicht in alte Fehler
sind eher unwahrscheinlich. Bleibt das Spekulieren auf einen
kalkulierten Abgang. All diejenigen, die dann gehen und nicht
wiederkämen, lägen dem klammen Staat nicht mehr auf der Tasche.
Schließlich nennt die Regierung die neue Reisefreiheit einen Schritt
zur Stärkung der „Errungenschaften der Revolution“. Das Erfahrungen
der DDR vor Augen, stellt sich die Frage: Werden die Kubaner die
Perspektive Auslandstrip zur Flucht aus der Heimat nutzen? Ja, weil
die Geschichte zeigt, dass viele Voraussetzungen für eine
Massenflucht gegeben sind: Frust daheim, gespeist aus Arbeits- oder
Perspektivlosigkeit, wenig Geld, fehlende Freiheiten, Verwandte in
Übersee. Nein, weil viele Kubaner wissen, dass die USA und der Westen
langfristig keine Alternative sind. Sie wollen im Grunde ein Kuba mit
ein bisschen Miami, Internet und Seifenopern, aber auch Bildung und
Gesundheit gratis. Dass Kuba eine Insel ist, verhindert dabei
vermutlich eine Massenausreise. Schließlich können sich nicht
Hunderttausende an der Uferpromenade von Havanna aufstellen und sich
einfach in das 300 Kilometer entfernte Miami einschiffen.
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