Weser-Kurier: Zur neuen Tabakrichtlinie der EU schreibt der Bremer WESER-KURIER:

Die EU will Rauchern den Geschmack am Glimmstängel
gründlich verderben: Warnhinweise und Schockfotos von offenen Beinen
oder zerfressenen Lungen sollen künftig einen Großteil der Packung
bedecken. Solcherlei Brüsseler Bevormundung treibt Freiheitsliebende
auf die Palme. Denn warum sollte die EU-Lifestyle-Polizei als
nächstes nicht Warnhinweise für Alkohol oder fette Burger
vorschreiben? In der Tat geht Brüssel mit der Regulierung sehr weit.
Eigentlich ist Gesundheitsschutz vor allem Sache der
Mitgliedsstaaten. Andererseits ist die Tabakregulierung ein
Spezialbereich. Anders als bei Alkohol ist jeglicher Genuss von Tabak
schädlich – nicht erst der Missbrauch. Das Rauchen ist zudem die
häufigste vermeidbare Todesursache in Europa. Und: Wer raucht,
schädigt oft auch andere. Allein in Deutschland sterben jährlich
110000 Menschen an den direkten Folgen des Rauchens und weitere
3300 Nichtraucher, weil sie zugequalmt werden. Wo Unbeteiligte in
Mitleidenschaft gezogen werden, hört der Spaß auf. Frei nach Immanuel
Kant: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die des anderen
beginnt.“ Hinzukommt, dass es scheinheilig ist, auf
Eigenverantwortung zu pochen, sich aber bei den Folgen
gesundheitsschädigenden Verhaltens auf das Solidarsystem unseres
Gesundheitssystems zu verlassen. Tabakkonsum kann nachweislich Krebs
oder andere schlimme Leiden verursachen. Die EU beziffert die
direkten Krankheitskosten durchs Rauchen auf jährlich 25 Milliarden
Euro – plus gut acht Milliarden Euro Verlust für die Volkswirtschaft,
beispielsweise durch Arbeitsausfälle. Die Allgemeinheit zahlt dafür,
dass sich einige das Recht herausnehmen, sich selbst zu ruinieren.
Das gehört auch zur Wahrheit. Feststeht: Überzeugte Raucher halten
auch Warnfotos nicht vom Tabakkonsum ab. Sie können aber junge Leute
von der Zigarette fernhalten, weil sie dem Rauchen das Image vom
lässigen Genuss der Freiheit nehmen. Und das ist gut so.

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