Weser-Kurier: Zur Trauerfeier in Ferguson schreibt Silke Hellwig:

Michael Brown hat in Frieden seine letzte Ruhe
gefunden, und es mag sein, dass die Unruhen in Ferguson der
Vergangenheit angehören. Das ändert nichts am Befund: Sein Tod
verstärkt wie eine Lupe den Blick auf eine schwärende Wunde. Und wohl
kein Afroamerikaner kann ernsthaft gehofft haben, dass sie durch die
Wahl eines schwarzen US-Präsidenten geheilt wird; einfach so. Zumal
es gerade nicht die Obamas sind, die in der US-Gesellschaft zu
kämpfen haben, sondern die Schwarzen, die in Armut und
Perspektivlosigkeit aufwachsen. Der Fall Brown zeigt, wie weit die
aufgeklärte westliche Welt (die sich als solche gerne von anderen
abgrenzt), davon entfernt ist, dass sich ihre Bewohner grundsätzlich
ungeachtet ihrer Hautfarbe, Nationalität und Religion begegnen. Es
sind ja nicht nur schwarze Demonstranten, die dem Polizisten
Rassismus unterstellen. Nein, die Vergangenheit zwingt, misstrauisch
zu sein: Kann es Zufall sein, dass ein schwarzer junger Mann getötet
wurde? Mit sechs Schüssen? Auch in Deutschland sind immer wieder
Zweifel angebracht. Der NSU konnte jahrelang unbemerkt Ausländer
hinrichten. Trotz Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und
Solingen geriet er nicht in Verdacht. Warum? Weil nicht sein kann,
was nicht sein darf. Es mag also ein erster Schritt sein, wenn Obama
das Problem beim Namen nennt. Reichen wird das nicht.

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