In jedem besseren Tatort-Krimi spielen Handys
eine entscheidende Rolle: mobile Telefone, die geortet werden können
und am Ende zum Opfer eines Verbrechens oder zum Täter führen. Der
erfahrene Zuschauer ahnt schon so etwas, wenn das kleine, schwarze
Gerät ins Bild kommt. Im Alltag aber hat derselbe Krimi-Experte seine
Antennen für möglichen Daten-Missbrauch häufig eingefahren. Was der
Kommissar im Fernsehen kann und der Kriminalbeamte im richtigen Leben
nutzt, beherrscht auch der Betreiber eines Mobilfunk-Netzes: aus
Sende-Signalen ein Bewegungsprofil zu erstellen und abzuspeichern.
Das ist keine Spezialität von Apple, sondern Alltag auch bei anderen
Anbietern. Nur: Der arglose Nutzer wird oft erst wach, wenn ihm
bildhaft vor Augen geführt wird, wie er unter Beobachtung steht. Die
Mobilfunk-Unternehmen bringen technische Gründe ins Spiel, wozu sie
solche Daten speichern. Man mag ihnen glauben, kann aber auch nicht
ausschließen, dass ein Marktriese wie Apple Informationen, die ihm
frei Haus geliefert werden, nicht irgendwann für geschäftliche
Aktivitäten nutzt. Von Hackern, die Computernetze ausspionieren, ganz
zu schweigen. Datenschützern geht es wie dem Hasen im Wettlauf mit
dem Igel. Wenn sie ein Schlupfloch für Missbrauch im Umgang mit
Informationen im Internet geschlossen haben, hat sich schon das
nächste Loch aufgetan. Die Nutzer der elektronischen Segnungen tragen
selbst ein gerüttelt Maß an Verantwortung, dass ein genaues Bild von
ihnen entsteht. Sie geben Personalien preis, stellen Fotografien
dazu, schildern haarklein ihr Tun und Fühlen und melden sich nicht
selten in kürzesten Abständen per Handy vom jeweiligen Standort.
Bunte Smartphones befördern den natürlichen Spieltrieb, auch der
sonst so nüchterne Technokrat probiert und nutzt alles, was möglich
ist im Netz. Und hinterlässt so seine Spuren. Ist dies der Punkt, an
dem die Gesellschaft vor der Technik kapitulieren muss? Nein – im
Gegenteil. Sie muss erkennen, dass Datenschutz neue Dimensionen
erreicht hat und nur mit entsprechenden Mitteln und entsprechendem
Personal durchgesetzt werden kann. Im aktuellen Fall muss schleunigst
eine gesetzliche Regelung für die Ortung von Handy-Gesprächen her.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de