Westdeutsche Zeitung: Colonia Dignidad: Sektenarzt Hopp streitet Beteiligung an Mord und Missbrauch ab

Krefeld. Sechs Jahre nach seiner Flucht aus
Chile spricht der „Sektenarzt“ der berüchtigten Colonia Dignidad
erstmals öffentlich über Folter, Vergewaltigung und Mord in der
religiösen deutschen Kolonie. Im Exklusiv-Interview mit der
Westdeutschen Zeitung (Samstag, 28. Januar 2017) streitet Hartmut
Hopp (72) jede persönliche Beteiligung an Mord und Missbrauch ab.

„Rückblickend muss ich sagen, dass ich mich mitschuldig gemacht
habe, nicht jedoch in tatsächlicher und somit juristischer Hinsicht“,
so der heute 72-Jährige. 2011 hatte ein chilenisches Gericht Hopp
wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen zu einer
fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Staatsanwaltschaft fordert
vor dem Landgericht Krefeld, die Strafe in Deutschland zu
vollstrecken.

Von den „perversen Praktiken“ des Sektengründers Paul Schäfer will
Hopp erst 2002 durch Eltern und misshandelte Jugendliche selbst
erfahren haben. Auch Folterungen mit Elektroschocks und
Psychopharmaka im von ihm geleiteten Krankenhaus der Sekte seien
hinter seinem Rücken angeordnet worden. „Ja, ich habe es geahnt und
ich habe Anzeichen gesehen, aber ich konnte und wollte nicht
nachforschen“, so Hopp, der im Interview seinerseits Vorwürfe gegen
deutsche Behörden erhebt. Mindestens von Ende der 60er bis Ende der
70er Jahre habe die Deutsche Botschaft mit der „Colonia“ kooperiert,
das Auswärtige Amt 1988 eine Bundestags-Untersuchung „absolut
boykottiert“.

Das Interview erscheint am Samstag (28. Januar 2017) in gedruckten
Ausgaben von Westdeutscher Zeitung, Solinger Tageblatt, Remscheider
Generalanzeiger und in Auszügen in den Westfälischen Nachrichten.

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2362
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de

Original-Content von: Westdeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell