Mit ihrem Ladenschlussgesetz hat sich die
ehemalige schwarz-gelbe Landesregierung ganz offensichtlich
vergaloppiert. Nichts von dem, was die Ausweitung der Öffnungszeiten
auslösen sollte, ist eingetreten. Vor allem das Argument der
Beschäftigungsförderung zieht nicht, wenn der Einzelhandelsverband
höchstselbst einräumen muss, dass sich nichts zum Besseren geändert
hat. Die Zahl der Vollzeitstellen im Handel ist in den vergangenen
Jahren um 15 000 gesunken. Um eben jenen Wert stieg die Zahl der
Teilzeitjobber. Ein Erfolg ist das wahrlich nicht.
Das aber ist noch längst nicht das einzige Argument, das gegen
Einkaufen rund um die Uhr und an möglichst vielen Sonntagen spricht.
Es ist schlicht nicht nachzuvollziehen, wie längere Öffnungszeiten
den Umsatz erhöhen sollen, wenn doch die Menge des verfügbaren Geldes
dieselbe bleibt. Wer je gegen 22 Uhr im Supermarkt an der Kasse
stand, weiß, wofür spätabends die Kasse klingelt, und er kann sich
des Mitleids mit dem Personal kaum erwehren.
Wer nun den Teufel mit dem Beelzebub austreiben will und von
Öffnungszeiten wie vor 20 Jahren träumt, der liegt allerdings ebenso
falsch wie die Befürworter grenzenloser Einkaufsfreiheit. Die Welt
der Arbeit hat sich dramatisch verändert. Die Zeiten, in denen die
meisten Menschen von 8 bis 16 oder von 9 bis 17 Uhr gearbeitet haben,
sind lange vorbei. Globaler Handel fordert Lieferung auch nach 18
oder 19 Uhr.
Dennoch sollte es ausreichen, wenn der Einzelhandel seine Pforten
unabhängig vom Angebot von Montag bis Samstag verlässlich bis 21 Uhr
geöffnet halten kann. Verkaufsoffene Sonntage gewinnen wieder an Reiz
und Umsatz, wenn in Städten wie Düsseldorf, Krefeld, Solingen,
Remscheid oder Wuppertal nicht an jedem Wochenende in einem Stadtteil
die Läden offen sind.
Die Kirchen fordern zu Recht mehr Sonntage ein, an denen das
Familienleben im Mittelpunkt stehen kann. Es mag sein, dass die
Familie nicht mehr der einzige Lebensentwurf ist. Aber andererseits
gibt es noch Millionen von Deutschen, die genau so leben wollen.
Darunter sind auch viele Beschäftigte des Einzelhandels.
Für Ladenöffnungszeiten gilt wie sonst nur selten die Maxime:
„Weniger ist mehr“. Amerikanische Verhältnisse braucht in NRW
niemand.
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