Am Frieden im Gaza-Streifen ist derzeit keine
der beiden Konfliktparteien wirklich interessiert. Es wird zwar in
Kairo gesprochen, und Israel zieht seine Truppen ab. Mehr als ein
taktischer, ein zeitweiser Rückzug kann es allerdings nicht sein. Zu
deutlich herrscht in Israel die Meinung vor, dass der Waffengang
gegen die islamistische Hamas entweder nicht erfolgreich war oder
zumindest noch nicht beendet ist: Zwar wurden zahlreiche Kämpfer
getötet sowie Tunnel und Raketen zerstört. Von der angestrebten
Entmilitarisierung des Gazastreifens ist die israelische Armee
allerdings Lichtjahre entfernt. Die Lage ist für den Südwesten
Israels unverändert: Der Gaza-Streifen stellt eine Gefahr da. Das hat
die Hamas mit den Raketenabschüssen kurz vor Beginn der Waffenruhe
deutlich unterstrichen. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis
der Konflikt fortgesetzt wird – zumal die Geduld und Leidensfähigkeit
der Israelis erschöpft sind: Bereits vor dem Konflikt war die Meinung
in Israel nach rechts gerückt. Der Falke im Amt des Regierungschefs,
Benjamin Netanjahu, hat für seine Offensive so viel Rückhalt wie nie
– in der eigenen Partei gehört er schon fast zu den Liberalen. Denn
seit die Stabilität in den arabischen Staaten erodiert und Islamisten
die Initiative ergreifen, wächst in Israel das Bewusstsein, dass es
schnell um alles gehen könnte. Es muss nicht der große Krieg mit dem
Iran sein, auch zu viel Schwäche gegenüber der Hamas kann Israel
gefährden. Nein, Israel will diesmal die Entscheidung und nimmt dabei
in Kauf, dass völlig unabsehbar ist, wie diese aussehen könnte und
welche Folgen sie für die fragile Balance im Nahen Osten hat. Dass es
in Israel keine Opposition gegen den Krieg mehr gibt, liegt aber auch
an der Radikalität der Hamas, die willentlich ihre eigenen Menschen
opfert. Sie bezieht ihre Macht – auch im palästinensischen Lager
gegenüber der Fatah – aus dem radikalen Kampf gegen die Israelis.
Provokation, Angriffe und stilisiertes Märtyrertum vertuschen, dass
die Hamas ein Land nicht konstruktiv regieren kann, sondern nur mit
Hilfe von Terror nach innen und nach außen. Auch wenn in Kairo
gesprochen wird, schützen sich derzeit beide Seiten, indem sie für
den nächsten Krieg rüsten.
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