Bei der Deutschen Bahn sind drei Dinge von
jeher sicher. 1. Wer auch immer oberster Lokführer ist, trägt in der
Öffentlichkeit nach kurzer Zeit den Vornamen „Bahnchef“ und nicht
mehr Hartmut (Mehdorn) oder Rüdiger (Grube). 2. Die Fernzüge kommen
häufig unpünktlich. 3. Die Bahn erhöht regelmäßig die Preise.
Über Erstens mag der geneigte Kunde noch schmunzeln, wenn es ihn
denn überhaupt berührt. Zweitens und Drittens hingegen sind besonders
ärgerlich, wenn sie, wie in diesem Jahr, gleichzeitig auftreten. Am
Sonntag wird die Reise mit der Deutschen Bahn um 2,8 Prozent teurer.
Gemessen an Ticketpreisen beispielsweise von 135 Euro für die
Fahrt von Hamburg nach München sind das vier Euro mehr und vielleicht
nicht die Welt. Aber es geht ja auch nicht nur um das Geld, sondern
auch um die Diskrepanz in der Entwicklung von Preis und Qualität.
Die Bahn wird teurer, jedoch nicht besser. Oft hat das
fremdbestimmte Ursachen. Mal ist etwa ein Weltkonzern wie Siemens
peinlicherweise nicht in der Lage, fristgerecht ein paar
funktionstüchtige ICE auszuliefern, mal streiken Klimaanlagen. Oder
der Herbstwind bläst zu viel Laub auf die feuchten Schienen.
Die Bahn hat sich aber auch verändert – nicht ausschließlich zu
ihrem Vorteil. Aus dem Beamtenapparat, der die Dinge des Alltags mit
Lukas-der-Lokomotivführer-Mentalität in aller Ruhe und Gelassenheit
regelte, ist ein Unternehmen geworden. Der Staatskonzern fährt denn
auch nicht mehr von Klein- nach Groß-Kleckersdorf, das überlässt er
Privaten, wenn überhaupt. Die Bahn fliegt gewissermaßen, ihre
Konkurrenz heißt Lufthansa und Air Berlin. Deshalb zieht sie sich aus
der Fläche zurück, deshalb setzt sie auf die lange Strecke.
Für die Umwelt ist die Strategie der Bahn AG sicher kein Fehler.
Über den Nutzen von Flügen zwischen Düsseldorf und Frankfurt lässt
sich schließlich nicht nur wegen fehlender Zeitersparnis trefflich
streiten. Aber Kunden verlangen zu Recht für ihr gutes Geld eine
perfekte Dienstleistung. Davon war die Bahn zwar schon immer ein
gutes Stück weit entfernt. Dafür drehte sich die Preisspirale früher
langsamer. Vielleicht sollte Bahnchef Grube den Fahrplan einmal
ändern: Erst die Qualität optimieren, dann den Gewinn.
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