Westdeutsche Zeitung: Die einstigeÖkopartei macht sich fein für die politische Mitte – Die grüne Basis hat klug gewählt Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Sigmar Gabriel hat die Wahl von Katrin
Göring-Eckardt und Jürgen Trittin zu den Spitzenkandidaten der Grünen
für die Bundestagswahl 2013 freudig begrüßt. Etwas anderes blieb dem
Vorsitzenden der SPD auch gar nicht übrig. Er muss nehmen, was kommt,
auch wenn seine Partei mit allen Signalen darauf hinweist, dass nur
Rot-Grün die schwarz-gelbe Bundesregierung von Angela Merkel ablösen
kann. Aber das scheinen die Parteimitglieder der einstigen Ökopartei
etwas anders zu sehen. Zwar haben sie in Jürgen Trittin einen Linken
an die Spitze der Wahlliste gehievt. Aber Trittin ist unter den
Fundamentalisten einer der pragmatischsten. Er versucht, Bündnisse zu
bilden, mit denen er die Ziele seiner Partei erreichen kann. Und wenn
dafür eine Koalition mit der Union notwendig ist, dann wird er auch
dazu nicht Nein sagen. Das gilt ebenso für Katrin Göring-Eckardt. Sie
zählt ohnehin zum bürgerlich orientierten Kreis innerhalb der Grünen.
Und dieser Kreis gewinnt nicht erst an Bedeutung, seit Winfried
Kretschmann als erster Grüner Ministerpräsident gewählt geworden ist.

Nach gut 30 Jahren in den Landes- und Bundesparlamenten der
Republik ist der einstige Bürgerschreck eine ganz normale Partei
geworden. Sie funktioniert, von der Urwahl der Spitzenkandidaten
abgesehen, wie alle anderen. Weinerliche Ideologen wie etwa Claudia
Roth und Wahlverlierer wie Renate Künast werden ins zweite Glied
gerückt. Schließlich geht es um Macht und Einfluss in der Zukunft. In
dieser Hinsicht hat die grüne Basis klug gewählt.

Mit dem Duo Göring-Eckardt/Trittin setzt sie die SPD unter Druck.
Denn die Spitzenkandidaten schließen eine Koalition mit der Union im
nächsten Jahr ausdrücklich nicht aus, wenngleich die Schnittmenge der
Parteien heute noch zu gering sei. Aber Angela Merkel ist eine
Machtpolitikerin und die FDP nicht ihr Lieblingspartner. Es ist
möglich, dass sie so manche grüne Kröte schlucken wird, um
Bundeskanzlerin bleiben zu können. Wenn das mit der SPD nicht geht,
dann eben mit den Grünen.

Für die Wähler ist das Ganze eine gute Entwicklung. Demokratische
Parteien müssen grundsätzlich in der Lage sein, miteinander zu
koalieren. Die Grünen können das. So jedenfalls hat es die Basis
ihren Spitzenleuten mit auf den Weg gegeben.

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