Gipfel haben es in der jüngeren Geschichte so
an sich, dass hohe Erwartungen an sie gestellt werden, sie aber eher
selten konkrete Ergebnisse hervorbringen. Auch nach den
Marathon-Verhandlungen zur Klimarettung kann es sich der Betrachter
aussuchen, ob er auf der Seite der Optimisten eine „historische
Entscheidung“ bejubelt oder mit den Pessimisten den „lauwarmen
Kompromiss“ beklagt. Fakt ist: Es wurde ein Fahrplan für ein neues
Abkommen erstellt und die Struktur eines globalen Klimafonds
ausgearbeitet. Wer auf einen international verpflichtenden
Klimaschutzvertrag gehofft hatte, wird hingegen enttäuscht. Aber
seien wir ehrlich: Mehr als dieses Konstrukt eines löchrigen
Klima-Rettungsschirms konnte niemand ernsthaft erwarten.
Schon die Vorzeichen waren schlecht. China und die USA hatten
bereits im Vorfeld angekündigt, keiner CO2-Reduktion zuzustimmen.
Zudem war von Anfang an klar, dass in Durban im Grunde nicht
Treibhausgase oder Waldschutz auf der Agenda standen, sondern das
Verhältnis zwischen den alten Industriemächten und den erstarkenden
Schwellenländern wie China und Indien. Umso irrwitziger mutet es
unter dieser Konstellation an, dass Umweltminister über geopolitische
und weltökonomische Fragen verhandelten und keine Regierungschefs.
Die EU und Deutschland haben in Durban den Schulterschluss mit den
ärmsten Entwicklungsländern und den verwundbaren kleinen Inselstaaten
gesucht. Das ist löblich, täuscht aber darüber hinweg, dass die
meisten Staaten aus eigener Kraft kaum an der Verbesserung des
Weltklimas mitwirken werden. Stattdessen dürften sie an den
Milliarden Dollar aus dem Klimafonds interessiert sein.
Deutschland selbst ist mit seiner Abkehr von der Atomenergie hin
zum Ausbau erneuerbarer Energien neuer Musterknabe in Sachen
Klimaschutz. Ob dieser Weg erfolgreich sein wird, ohne die Wirtschaft
abzuwürgen, wird der Rest der Welt beobachten.
Der atlantische Graben ist durch den Gipfel nicht kleiner
geworden. Die Welt hat die Rettung des Klimas erneut vertagt. Wir
könnten jetzt auf Nostradamus und seine Prophezeiungen vertrauen, die
– je nach Lesart – frühestens 3797 das Ende der Welt vorhersagen.
Nachfolgende Generationen tröstet das nicht.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://