Glauben wir den jüngsten Umfragen, liegen
US-Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney weiter
Kopf an Kopf. Wobei Hurrikan „Sandy“ den Wahlkampf auf der
Zielgeraden noch einmal durcheinandergewirbelt hat. Obama konnte sich
als Macher in der Krise in Szene setzen – Oderflut-Momente in den
USA. Ganz so, wie Altkanzler Gerhard Schröder weiland in
Gummistiefeln auf den Deichen stand, den Menschen Mut machte und
damit die eigentlich schon verloren geglaubte Bundestagswahl drehte.
Ob auch Obama morgen von der Naturkatastrophe profitieren kann, ist
jedoch fraglich. Viele Menschen in den betroffenen Gebieten wenden
derzeit alle Kraft dazu auf, ihren Alltag zu meistern. Sie haben
Wichtigeres zu tun, als zur Wahlurne zu waten. Für Obama wäre das
fatal, denn er ist auf die Stimmen der überwiegend demokratisch
wählenden Ostküste angewiesen. Zudem können die großen präsidialen
Gesten nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der mächtigsten
Volkswirtschaft der Welt vieles im Argen liegt. Teile der
Krisenregion sind weiterhin ohne Strom, noch immer fehlt es an
Benzin. Der Hurrikan hat die USA an ihrer Achillesferse getroffen –
der maroden Infrastruktur. Selbst Unwetter, die nicht das Ausmaß von
„Sandy“ erreichen, genügen, um das Hochtechnologieland ins
Mittelalter zurück zu katapultieren. Auch Obama hat in seiner
Amtszeit nichts getan, um diesen Missstand zu beheben. Bei Wetten auf
den künftigen Präsidenten sollte man auch nicht vergessen, dass mehr
als 30 Bundesstaaten, etwa so wichtige wie Florida und Kalifornien,
von „Sandy“ nicht betroffen waren. Dort wiegen bei der
Wahlentscheidung andere Themen schwerer als Katastrophenhilfe.
Gemeinhin gilt der Arbeitsmarkt als wichtiger Gradmesser für eine
erfolgreiche Amtszeit des Mannes im Weißen Haus. Da kann Obama nicht
punkten, auch wenn er neue Jobs geschaffen hat. An eine Rückkehr zu
gewohnter Wirtschaftskraft ist nicht zu denken, denn die Konjunktur
lahmt, und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Ganz gleich aber, wer uns
am Mittwochmorgen als neuer Präsident begrüßen wird: In der
Außenpolitik wird Washington neue Prioritäten setzen. Und die liegen
im asiatisch-pazifischen Raum. Der alte Kontinent könnte diese Wahl
schon verloren haben.
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