Westdeutsche Zeitung: Einbruchschutz muss Sache der Polizei sein = von Peter Kurz

Einbruch – eine Straftat, die beunruhigt. Neben
dem materiellen Verlust bleibt beim Opfer eine tiefe Verunsicherung.
Da ist jemand in den Rückzugsraum eingedrungen, in dem man sich doch
so sicher glaubte. Einbruch – das ist daher eine Straftat, die es
konsequent zu bekämpfen gilt. Eben das gelingt nicht. Steigende
Fallzahlen scheinen die Ohnmacht der Polizei zu beweisen. Weshalb der
Bürger die Sache selbst in die Hand nimmt. Durch Wachdienste oder
„Bürgerwehren“.

Wachdienste, die den einzelnen Hauseigentümer 50 Euro und mehr im
Monat kosten, kann sich nicht jeder leisten. Auch liegt es nahe, dass
solche Patrouillen nur zur Verlagerung des Tatgeschehens führen: aus
den kontrollierten Villenvierteln in Stadtgebiete, wo die Menschen
kein Geld für einen solchen Service haben. Und die sich dann selbst
zu helfen versuchen.

Solch eine Entwicklung ist verhängnisvoll. Bei privaten
Wachdiensten darf man vielleicht noch unterstellen, dass sie um die
Begrenztheit ihrer Rechte wissen. Dass sie nicht etwa eine
Identitätskontrolle vornehmen dürfen. Auch wenn eine Festnahme im
Einzelfall gerechtfertigt erscheinen mag, weil man etwa einen Täter
auf frischer Tat zu erwischen glaubt – schnell kann die Grenze zur
Freiheitsberaubung überschritten sein. Dann wird der „Kontrolleur“
selbst zum Straftäter. Oder, nicht minder schlimm, der Einbrecher
wehrt sich gewaltsam, und es kommt zur Eskalation.

Zu Recht weist die Polizei auf solche Unwägbarkeiten hin. Doch das
allein trägt nicht zur Beruhigung bei. Phänomene wie
Sicherheitsdienste oder „Bürgerwehren“ zeigen eindringlich, dass
Dampf im Kessel ist. Das hat auch die Polizei verstanden, sie steuert
gegen – etwa mit Großkontrollen an Autobahnen gegen einreisende
Einbrecherbanden. Ob dies mehr als ein Schaukampf ist, wird die
nächste Kriminalstatistik zeigen.

Doch selbst wenn diese wieder schlecht ausfällt, darf dies kein
Grund sein, dass die Bürger das Recht selbst in die Hand nehmen. Eher
müssen weitere polizeiliche Aktivitäten eingefordert werden. Hierfür
Steuergeld zu investieren, ist immer noch besser, als wenn nur der
Wohlhabende sich den Schutz seiner Trutzburg leisten kann.

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