Es war eine Debatte, wie man sie sich öfter
wünschen würde: ernsthaft, leidenschaftlich und, das machte sie so
wertvoll, nicht an parteipolitischen Linien orientiert. Es gibt zwar
Verlierer – diejenigen, die für ein striktes Verbot der
Präimplantationsdiagnostik (PID) eingetreten waren. Aber auch ihre
ethisch gewichtigen Argumente verhallen nicht ungehört. Sie werden
einer Ausweitung der Methode in Zukunft Grenzen setzen. Es ist das
Verdienst der PID-Gegner, dass sie nicht müde wurden zu betonen, was
da passiert. Dass da eben nicht nur ein Embryo nach einer Genanalyse
in den Mutterleib eingesetzt wird, sondern gleichzeitig die anderen
Embryonen abgetötet werden. Doch wenn sie appellieren, das Leben mit
seinem Auf und Ab anzunehmen, dann verlangen sie zu viel. Schwerste
Schicksalsschläge fatalistisch hinzunehmen, obwohl es einen
medizinischen Ausweg gibt, solches Leid zu verhindern – das durfte
der Gesetzgeber nicht anordnen. Die Gesellschaft darf sich nicht
durch ein PID-Verbot blind stellen. Damit würde über die Köpfe
derjenigen entschieden, die mit diesem Leid leben müssten: die
Frauen, die trotz genetischer Vorbelastung das Risiko tragen sollen,
schwanger zu werden, um das Kind dann wieder zu verlieren. Im
Mutterleib oder bei der Geburt. Oder die es aushalten sollen, dass es
nach wenigen Monaten in ihren Armen stirbt. Der Embryo ist Träger der
Menschenwürde, betonen die PID-Gegner. Sie argumentieren mit dem
Gedanken des Lebensschutzes. Doch das lässt sich auch ganz anders
sehen. Die PID kann verhindern, dass ein geschädigter Embryo
eingepflanzt wird und die Frau am Ende eine Abtreibung vornehmen
lässt. Die PID könnte die Zahl der Abtreibungen gerade vermindern.
Und so gesundes, glückliches Leben ermöglichen. Immer wieder war auch
in der Debatte das Argument zu hören, dass die Gesellschaft
Verantwortung gegenüber Behinderten hat. Diesen werde durch die PID
signalisiert, dass behindertes Leben unerwünscht sei. Der Wuppertaler
CDU-Abgeordnete Peter Hintze fand darauf in seinem engagierten
Plädoyer für die PID die passende Antwort: Behinderte dürften nicht
moralisch in Anspruch genommen werden gegen die betroffenen Menschen
in ihrer großen Not.
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