Fast zwei Jahre hat der Friede zwischen den
Rockergruppen Hells Angels und Bandidos bisher gehalten. Keine
Schlägereien, keine Morde. Stattdessen widmeten sich die Gruppen
offenbar ihren mehr oder weniger legalen Alltagsgeschäften. Doch in
der Nacht zu Sonntag wurden mitten in Mönchengladbach und unter den
Augen zahlloser Zeugen die Grenzen wieder überschritten. Noch ist
nicht klar, ob damit das Ende des „Waffenstillstands“ zwischen den
teils kriminellen Rockergruppen besiegelt ist. Polizei und
Staatsanwaltschaft sollten aber gespannter er sein, als die
abwiegelnden Beschreibungen der Straßenschlacht es ausdrücken. So
lange ist es nicht her, dass Vertreter der Banden ganze Regionen
unsicher machten.
Die jüngsten Bilder aus Mönchengladbach rufen auch wieder die
bizarre Situation vom Mai 2010 ins Gedächtnis. Damals trafen sich
Abgesandte der Hells Angels und der Bandidos im Büro eines
Rechtsanwalts in Hannover, um, finsteren Blickes, per Handschlag
unter Männern einen Frieden zu begründen. Dessen Hintergedanken waren
damals ebenso so offensichtlich wie heute. 2010 berieten die
Innenminister der Bundesländer über ein Verbot der Rockergruppen. Sie
sollten als kriminelle Vereinigungen eingestuft und aufgelöst werden.
Nur das führte zum öffentlichkeitswirksamen Treffen in der Kanzlei.
Seither war es ruhig geworden, keine Nachrichten von Jagdszenen und
Blutsfehden. Bis zum vergangenen Wochenende.
Es mag sein, dass die Bezirksfürsten der Rockerbanden manche ihrer
unteren Chargen nicht unter Kontrolle haben. Es kann aber auch sein,
dass die blutige Schlacht vom Wochenende ein Auftakt zu neuen Kämpfen
um Einfluss auf Drogengeschäfte und Rotlichtbezirke war.
Der Traum von Abenteuer und Freiheit, von Motorrädern und
Männerfreundschaft ist je nach Geschmack die schöne, zumindest
tolerable Seite der Hells Angels und der Bandidos. Die andere Seite
ist organisierte Kriminalität, von der ein Kern dieser Gruppen
auskömmlich sein Dasein fristet.
Sehr wahrscheinlich werden die Herren der Unterwelt ihre Schläger
schon allein deshalb zur Ordnung rufen. Denn zu viel Polizei und
womöglich ein Verbot stören die Geschäfte – zumindest vorübergehend.
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