Westdeutsche Zeitung: Im Leverkusener Autobahnkreuz bröckeln die Brücken = Von Frank Uferkamp

Deutschland ist ein Transitland, vor allem
durch Nordrhein-Westfalen rauscht gut die Hälfte des Lkw-Verkehrs auf
der Nord-Süd-Route durch die Europäische Gemeinschaft. Darauf war die
Infrastruktur hierzulande nicht ausgelegt.

Sie stammt zumeist aus den 60er- und 70er-Jahren, als vielleicht
Butter aus Holland oder Kassettenrekorder aus Japan über Rotterdam in
den Süden geschafft werden mussten, China aber noch ein weitgehend
isoliertes kommunistisches Land war. Nun ist der weltweite Handel
explodiert, nun landen täglich Dutzende Schiffe aus China in den
europäischen Häfen, jetzt bröckeln die deutschen Brücken.

Der Beton und vor allem die Konstruktionen aus den
Wirtschaftswunderjahren waren auf den Zuwachs der Jetztzeit nicht
eingestellt. Damals hatte man sich nicht vorstellen können, dass mehr
als 170 000 Fahrzeuge täglich die A 3 im Autobahnkreuz Leverkusen
passieren, davon mehr als zehn Prozent schwere Lkw.

Mit der Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf dem
neuen Baustellenabschnitt hat die Landesregierung nun zu einem
moderaten Mittel gegriffen. Gleichwohl steckt dahinter ein Signal:
Die westdeutschen Bundesländer und hier besonders Nordrhein-Westfalen
benötigen mehr Hilfe vom Bund. Denn der hat in der Vergangenheit
seine Aufgaben offenkundig vernachlässigt.

Schon jetzt liegt der geschätzte Sanierungsbedarf bei den Brücken
von Autobahnen oder den Bundesstraßen in NRW bei mehr als drei
Milliarden Euro für die kommenden zehn Jahre. Nimmt man die Landes-
und Kommunalstraßen sowie die Brücken über Bahnstrecken hinzu, kann
sich die Summe leicht verdoppeln oder auch verdreichfachen. Kurz
gesagt: Es ist eine der dringendsten Aufgaben der kommenden Jahre für
die Politik, die Finanzierung dieser gigantischen Aufgabe
sicherzustellen.

Da stehen sich derzeit zwei Modelle gegenüber. NRW plädiert dafür,
den Kreis der mautpflichtigen Transportfahrzeuge bis hin zu der
sogenannten Sprinterklasse zu erweitern. Die CSU will die Pkw-Maut.
Bundesweit gibt es für den Vorstoß aus Bayern keine Mehrheit, das
belegen Umfragen. Groscheks Vorschlag hat keine schlechten Chancen –
nach der Wahl.

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