Schon seit Jahren ist die Impfung gegen Masern
ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Beide Seiten haben gute
Argumente: Die Gegner führen ins Feld, dass der Erkrankte selbst
Antikörper bildet und so einen natürlichen Impfschutz aufbaut. Zudem
verweisen sie auf die Nebenwirkungen. So könne es zu masernähnlichen
Symptomen, Allergien oder Mittelohrentzündungen kommen. Neuerdings
wird die Impfung auch mit Autismus und Krebs in Verbindung gebracht.
Eindeutig bewiesen ist das allerdings nicht.
Die Befürworter halten dagegen, dass die Infektion hoch ansteckend
ist und sogar tödlich enden kann. Ein umfassender Schutz der
Bevölkerung sei nur möglich, wenn die Impfrate bei nahezu 100 Prozent
liege. Vorbild sollten Länder wie die USA sein. Dort ist die
Krankheit so gut wie ausgemerzt.
Doch wer hat Recht? Die Befürworter oder die Gegner der Impfung?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, nicht sofort zu Medikamenten zu
greifen. Bisweilen schießt man mit Kanonen auf Spatzen. Doch bei
einer extrem ansteckenden Infektion liegt der Fall anders. Wenn es
Möglichkeiten gibt, die Ausbreitung zu verhindern, sollten diese auch
genutzt werden. Schließlich können so Menschenleben gerettet werden.
Nicht umsonst hat sich die Weltgesundheitsorganisation auf die Fahne
geschrieben, die Krankheit bis 2015 weltweit ausmerzen zu wollen.
Trotzdem darf die von Gesundheitsminister Daniel Bahr ins Gespräch
gebrachte Impf-Pflicht nur der allerletzte Schritt sein. Vielmehr
sollten die Verantwortlichen an die Vernunft der Menschen
appellieren. Schließlich sollte jedem klar sein, dass er ungeimpft
andere Menschen einer tödlichen Gefahr aussetzt. Er könnte dafür
verantwortlich sein, dass das kleine Kind neben ihm im Wartezimmer an
Masern erkrankt und im schlimmsten Fall sogar stirbt. Hier geht es
nicht um die eigene Gesundheit, sondern um das Allgemeinwohl.
Erst wenn Aufklärungskampagnen keine Wirkung zeigen, sollte man
über eine Impf-Pflicht nachdenken. Das hat schon einmal funktioniert.
Auf diesem Weg wurden in Deutschland die Pocken eliminiert. Auch die
Masern sind keine simple Kinderkrankheit. Jährlich sterben 100 000
Menschen an der Viruserkrankung.
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