Dass der Streit über die Entscheidung für eine
Batterieforschungsfabrik in Münster auch nach vier Monaten noch nicht verebbt
ist, hat viel mit der zuständigen Bundesministerin zu tun. Anja Karliczek ist
seit ihrem Amtsantritt vor anderthalb Jahren ein beliebtes Ziel von Spott und
Kritik, mal begründet, mal aus schnöder Herablassung. Und das Verfahren ihres
Hauses zur Standortentscheidung für die Forschungsfabrik war vor allem das:
unausgegoren und fahrig.
Aber das alles rechtfertigt nicht, deswegen gleich auch den ausgewählten
Standort zu diskreditieren. Münster hat sowohl fachlich als auch konzeptionell
viele gute Argumente auf seiner Seite. Und das fortwährende Gezeter aus dem
Süden mitsamt den politisch motivierten Begleitattacken in Berlin schadet, je
länger es dauert, der Branche insgesamt. Wenn solches Nachkarten Schule macht,
kann der Forschungsstandort Deutschland einpacken. Dabei soll die
Batterieforschung doch gerade den verloren gegangenen Anschluss an weltweite
Entwicklungen wiederherstellen.
Der Bund will nun offenbar weitere Millionen für die unterlegenen Bewerber
bereitstellen. Sollte dieses Ergebnis eigentliches Ziel der Übung gewesen sein,
kann einem nur davor grausen, wovon vergleichbare Entscheidungen künftig
begleitet werden. Den Verlierern mag das helfen. Der Forschung nicht.
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