Westdeutsche Zeitung: Landesbankenfusion = von Ingo Faust

Für die WestLB und ihre noch rund 5000
Mitarbeiter ist es ein letzter Versuch: der Zusammenschluss mit der
BayernLB. Für das Düsseldorfer Institut drängt die Zeit, denn bis
Ende 2011 müssen nach dem Willen der EU-Kommission, die dies zur
Voraussetzung von Staatshilfen gemacht hatte, neue Eigentümer her.
Sonst wird verkauft – sogar an Heuschrecken. Oder die Bank wird
abgewickelt. Bei der BayernLB, die ebenfalls mit Milliarden vom Staat
gestützt worden ist, treffen die Düsseldorfer auf ein ebenso
angeschlagenes Institut wie das eigene. Mag sein, dass das beide
verbindet, und sie eine „Muss“-Ehe eingehen. Zwei Blinde also, die
gemeinsam den Weg in die Zukunft suchen. Es ist auch ihre einzige
Chance – beide Institute gelten wegen ihrer Probleme derzeit als
unverkäuflich. Auch der Sparkassensektor hält einen Zusammenschluss
innerhalb des Verbunds für die beste Lösung. Zumal beide Banken als
Zentralbanken tätig sind, also Geschäfte wie Großkredite, Aktienkäufe
oder Firmenanleihen für kleinere Kassen abwickeln. Aber selbst die
Sparkassen wollen nicht mehr mitspielen, weil ihnen diese Institute
zu teuer geworden sind. Dass die seit Jahrzehnten herbeigesehnte
Fusionswelle bei den Landesbanken jetzt offenbar in Gang kommt, ist
begrüßenswert. Ein oder zwei Institute dieser Art würden für ganz
Deutschland und die Versorgung der Sparkassen durchaus ausreichen.
Wir leisten uns aber noch acht solcher Banken. Dabei ist „leisten“
wörtlich gemeint, denn dabei werden Steuergelder verpulvert. In
welcher Höhe Rheinländer und Westfalen für die 77 Milliarden Euro
geradestehen müssen, die die WestLB in Form giftiger Papiere in ihre
„Bad Bank“ ausgelagert hat, ist noch offen. Eine Reihe der Papiere
wird aber wohl abgeschrieben werden müssen. Trotzdem – nach etlichen
gescheiteren Fusionsgesprächen neue zu wagen, ist lobenswert. Zumal
beide Partner mit Augenmaß an die Sache herangehen und bis zum
Jahresende ausloten wollen, ob eine Fusion „betriebswirtschaftlich“
sinnvoll ist. Größe allein kann es nicht sein. Die fusionierte Bank
muss normal übliche Erträge erwirtschaften. Dafür muss ein
tragfähiges Geschäftsmodell her, und bei den Belegschaften muss wohl
noch weiter abgespeckt werden.

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de