Auch wenn auf den ins Gerede gekommenen
Hühnerfarmen die Belastung durch das Umweltgift Dioxin als
vergleichsweise gering eingestuft wird: Man möchte sich schütteln bei
dem Gedanken, dass Industriemüll im Futtertrog der Tiere landet, die
uns Eier und Braten liefern. Was, so fragt sich der Verbraucher,
versteckt sich sonst noch alles in unseren Nahrungsmitteln? Der
jüngste Lebensmittel-Skandal, der seinen Ausgang in
Schleswig-Holstein genommen hat, sieht nach einem ausgewachsenen
Kriminalfall aus. Der Staatsanwalt muss ermitteln, ob der Lieferant
des Fett-Abfalls nur leichtfertig gehandelt hat oder aber wissen
musste, dass er das Zeug nicht in eine Futtermittel-Fabrik liefern
darf. Der Hersteller des Futters muss sich rechtfertigen, wie er
möglicherweise über Jahre als technischen Schmierstoff
gekennzeichneten Mist ins Tierfutter mischen konnte. Auch die
Behörden in Kiel müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen.
Nämlich die, wie lange sie von der – mit Verlaub gesagt – Schweinerei
gewusst haben, bevor sie Konsequenzen gezogen und ihre Nachbarländer
gewarnt haben. Und, zum Beispiel, ob Dioxin auch in Schweinefleisch
anzutreffen ist. Fragen sollte sich aber auch der Verbraucher
stellen. Wie kann ein Lebensmittel ökologisch einwandfrei sein, wenn
eine Geiz-ist-geil-Mentalität die Erzeuger in immer neue
Niedrig-Preisschlachten treibt? Kann man noch gesunde Qualität
erwarten, wenn bei uns ein Hähnchen oder ein Kilo Schweinefleisch
halb so teuer bezahlt werden muss wie in unseren westlichen
Nachbarländern? Trifft nicht auch auf deutsche Nahrungsmittel die
alte rheinische Lebensweisheit zu: Was nix kost–, das ist auch nix?
Wir haben in Deutschland ein beim Bund angesiedeltes
Lebensmittelrecht und eine Lebensmittelüberwachung in der
Zuständigkeit der Länder. Was offenbar fehlt, sind flächendeckende,
ständige Kontrollen vor allem der Massentierhaltungs-Betriebe.
Schließlich müssen auch preiswerte Lebensmittel höchsten Ansprüchen
genügen. Und dann gibt es noch diverse Bio-Gütesiegel. Die haben
einen Nachteil: Sie sind kein zuverlässiges, nach einheitlichen
Kriterien vergebenes Markenzeichen. Genau das aber erwartet der
Verbraucher, wenn er sich mit Appetit zu Tisch setzen will.
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