Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht erstmals
klar und deutlich von Krieg. Außenminister Guido Westerwelle
bekräftigt seine Ankündigung, dass 2011 mit dem Abzug der deutschen
Truppen aus Afghanistan begonnen werde. Verteidigungsminister Karl
Theodor zu Guttenberg versichert Familien von gefallenen Soldaten der
vollen Unterstützung des Staates: Es wird in diesen Tagen wieder viel
geredet über und vor allem in Afghanistan. Und fast alles, was da
gesagt wird, hat seine Berechtigung. Dass der Blitzbesuch der
Kanzlerin dennoch überhastet wirkt, liegt zu allererst an Guttenbergs
Auftritt vor wenigen Tagen. Afghanistan ist die größte
außenpolitische Herausforderung für Deutschland. Der Einsatz der
Bundeswehr am Hindukusch entzweit das Volk und die politisch
Handelnden. Da dürfte es der Kanzlerin ungelegen gekommen sein, dass
ihr Verteidigungsminister sich so kurz vor Weihnachten medienwirksam
der Truppe zuwendet. Das mag ein Grund für ihren kurzfristigen Flug
nach Afghanistan gewesen sein. Und vielleicht hat das die Kanzlerin
auch bewogen, derart klare, harte Worte zu finden. Aber richtig
bleiben sie auf jeden Fall. Ja, die Bundeswehr befindet sich in einem
Krieg. Ja, auch deutsche Soldaten sterben, auch deutsche Soldaten
müssen töten. Mit der Zubereitung von sauberem Trinkwasser ist es in
Afghanistan nicht getan, war es nie. Das hat die Bundeskanzlerin
natürlich längst erkannt. Jetzt hat sie es auch gesagt. Das war
überfällig. Und dabei ist es auch zweitrangig, ob die Popularität
Guttenbergs Merkel dazu trieb. Die Soldaten haben einen Anspruch
darauf, dass ihr Einsatz als das bezeichnet wird, was er ist: ein
Krieg mit all seinen furchtbaren Konsequenzen. Und Merkel hat noch
etwas gesagt. Ein vorschneller Abzug der Bundeswehr kommt für sie
nicht infrage. So sehr sich die meisten Deutschen auch wünschen
werden, dass die Soldaten schnell nach Hause kommen können, so
populistisch ist die Forderung nach einem baldigen oder sofortigen
Abzug. Die Anschläge auf Soldaten, Polizisten und Zivilisten belegen
täglich, dass der Westen sein Versprechen den Afghanen gegenüber noch
nicht eingelöst hat. Dieser Krieg geht weiter. Die Bundeswehr kann
erst dann abrücken, wenn ihr Auftrag erfüllt ist.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de