Die katholische Kirche in Deutschland kommt
nicht zur Ruhe. Missbrauchsfälle, alte und uralte, bewiesene und
unbewiesene, tatsächliche und erfundene, haben schweren Schaden
angerichtet. Die Kirche und alle Gläubigen leiden. Und just als
seriöse Krisenmanager die Oberhand zu gewinnen schienen, kehrt einer
in die Öffentlichkeit zurück, den die Kirche schon überstanden zu
haben glaubte: Walter Mixa will seine Arbeit in der Kirche
fortsetzen. Darüber will er im Juli mit dem Papst sprechen. Aber es
sieht nicht so aus, als wollte Benedikt XVI. das auch.
Mixa hat sich die Sympathien der moderneren und der leitenden
Kirchenfürsten verscherzt. Als ultrakonservativer Lautsprecher
versuchte er, in die Fußstapfen des Fuldaer Bischofs Dyba zu treten.
Doch es fehlt Mixa an dessen rhetorischer Kompetenz. Für Haudraufs
ist kein Platz mehr in einer Kirche, die um Anschluss an die Zukunft
ringt und die heute junge Menschen gewinnen muss, um morgen noch
bedeutend zu sein.
Dabei spricht rechtlich nichts gegen eine Rehabilitierung des
ehemaligen Bischofs von Augsburg. Die Staatsanwaltschaft hat die
Ermittlungen wegen Verdachts auf Missbrauch eingestellt. Und das
Kirchenrecht sieht Entscheidungen als nichtig an, die unter Druck
entstanden sind. Aus diesem Grund spricht Mixa auch laut über das
Fegefeuer, durch das er gegangen sei.
Sicher ist jetzt zwar, dass Mixa keinen Ministranten missbraucht
hat. Aber dass das Fegefeuer einen Unschuldigen gepeinigt hat, bleibt
zweifelhaft. Denn die „eine oder andere Watschn“ räumt Mixa ein.
Diese Ohrfeigen sind freilich nicht mehr justiziabel, weil verjährt.
Doch vergessen sind sie nicht. Das gilt auch für Äußerungen, mit
denen Mixa in der Vergangenheit auf sich aufmerksam machte. Den
unerträglichen Vergleich von Abtreibungen mit dem Massenmord an
Juden, Homosexuellen und politischen Gegnern der Nazis kann er nicht
mit Druck und übler Nachrede entschuldigen.
Deshalb tut Mixa seiner Kirche keinen Gefallen damit, zurückkehren
zu wollen. Die katholische Kirche in Deutschland ist eine notwendige
Grundfeste dieser Gesellschaft. Damit sie das bleiben kann, muss sie
ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen. Mit Mixa in Amt und Würden ist
das nicht möglich.
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