Westdeutsche Zeitung: Nahost = von Lothar Leuschen

Mehr als drei Jahrzehnte nach Camp David, 32
Jahre nach dem von US-Präsident Jimmy Carter vermittelten
Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten steht dem Nahen Osten
möglicherweise ein weiterer Schritt in Richtung dauerhafter Frieden
bevor. In Washington beginnen heute die Gespräche zwischen Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Palästinenserpräsident Mahmud
Abbas und der US-Außenministerin Hillary Clinton. Die Aussichten auf
Erfolg sind besser denn je. Alle Beteiligen brauchen Erfolg. Wenn
auch aus unterschiedlichen Gründen. In Israel wächst der Wunsch nach
Frieden mit den Palästinensern. Eine stetig wachsende Zahl von
Bürgern ist müde von den sechs Jahrzehnten seit Staatsgründung, in
denen sich Israel immer wieder der Angriffe arabischer Armeen
erwehren musste oder selbst in die Offensive gegangen ist. Daran
ändert auch der Versuch der orthodoxen Siedler im Westjordanland
nichts, die Friedensbemühungen mit der Androhung neuer
Siedlungsbauten zu torpedieren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas
ist auf Frieden mit Israel angewiesen, weil jedes Jahr weiterer
Auseinandersetzungen die radikal-islamische Hamas stärkt und die
Hoffnung auf einen von Israel anerkannten Palästinenserstaat
schwächt. Und auch US-Präsident Barack Obama hat einen
außenpolitischen Erfolg dringend nötig. Der im Wahlkampf versprochene
und nun umgesetzte Rückzug aus dem Irak ist in der Welt und selbst in
den USA nicht als erfolgreiches Ende einer Mission wahrgenommen
worden. Und in Afghanistan ist Obama trotz neuer militärischer
Führung bisher keinen Schritt weiter gekommen als sein Vorgänger.
Aber Frieden gibt es nur, wenn die Beteiligten Zugeständnisse machen.
Israel muss akzeptieren, dass den Palästinensern längst ein eigener
Staat zusteht. Die radikalen Islamisten der Hamas müssen sich
notfalls auf Druck der USA als politische Kraft integrieren lassen,
wofür die Fatah Macht und Einfluss teilen muss. Der größte
Streitpunkt ist Jerusalem, das Israelis wie Palästinenser als
Hauptstadt beanspruchen. Aber auch daran darf der Frieden nicht
scheitern. Denn die Alternative ist die Fortsetzung von Krieg und
Terror. In Israel und in den Palästinensergebieten

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de