Westdeutsche Zeitung: Noch einmal machen die Wulffs Schlagzeilen = von Martin Vogler

Wenn sich zwei Menschen lieben, ist das privat.
Was in ihrer Ehe geschieht, geht zumeist nur sie etwas an. Und wenn
sie sich wieder trennen, ist das nichts für die Öffentlichkeit. Bei
Bettina und Christian Wulff gelten diese Gesetze allerdings nicht. An
Stammtischen, in Büros und in Familien ist ihre Trennung das
beherrschende Thema. Schließlich würde der Stoff auch für mehrere
Kitschromane reichen. Wie ehrlich war die Liebe? Wie war das mit der
Rufmordkampagne gegen Bettina Wulff? Ist Christian Wulff bald pleite?
Solche Spekulationen sind nicht unbedingt edel, aber menschlich. Die
Wulffs müssen damit leben, dass ihre Ehe eine öffentliche
Angelegenheit ist. Das hat nur bedingt damit zu tun, dass sich beim
ersten Mann im Staate die Privatheit schlechter wahren lässt als bei
Normalbürgern. So störten sich auch viele bei Wulffs Nachfolger Gauck
daran, dass er nicht mit seiner „First-Lady“ verheiratet ist. Doch
Joachim Gauck und Daniela Schadt gingen damit entspannt um,
verkniffen sich meist Reaktionen und schafften es so, sich ein hohes
Maß Privatsphäre zu retten. Der entscheidende Unterschied zwischen
dem Ehepaar Wulff und eigentlich allen anderen Präsidenten-Paaren
ist, dass es selbst seine Beziehung zu einer öffentlichen Sache
machte. Bereits als die beiden sich 2006 kennenlernten, verkündete
der schon mal verheiratete Wulff in einer Boulevard-Zeitung, dass es
in seinem Leben eine neue Frau gebe. Homestorys folgten – und
irgendwann war aus dem glamourösen Paar ein eher skandalumwittertes
geworden, das sogar nach dem Präsidenten-Rücktritt seine Eheprobleme
öffentlich ausbreitete. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit und die
Vorahnung der Scheidung waren erreicht, als sich die Gattin in einem
Buch über die angeblich mangelnde Attraktivität ihres Mannes ausließ.
Eine Trennung ist fast immer eine traurige Sache. Auch für dieses
Paar. Obwohl die beiden vieles falsch gemacht haben, sind hämische
Witze, wie sie derzeit kursieren, unangebracht. Die Devise heißt:
Vergessen – und sich daran erinnern, dass die Wulffs im Schloss
Bellevue auch erfrischenden neuen Wind entfachten. Kinderlachen und
sogar Tattoos im Amtssitz des Präsidenten, so etwas tut dem Image
Deutschlands durchaus gut.

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