Stress am Arbeitsplatz macht krank. Das ist
keine neue Erkenntnis. Alle Beteiligten sollten sich dennoch davor
hüten, den aktuellen „Stressreport“ abzunicken und zum Tagesgeschäft
überzugehen. Denn die Leidtragenden sind Arbeitnehmer wie Arbeitgeber
gleichermaßen: Zu großer Druck führt zu psychischen Erkrankungen,
Arbeitsausfall und wird damit auch für die Wirtschaft zu einem
riesigen ökonomischen Problem. Auf bis zu 30 Milliarden Euro
summieren sich allein in Deutschland die Folgekosten. Nicht umsonst
erklärte die Weltgesundheitsorganisation Stress zu einer der großen
Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Leider ist das Wort Stress
zu einem Modewort mutiert. Da wird mit dem übervollen Terminkalender
kokettiert, da ist von Vorweihnachtsstress und Freizeitstress die
Rede. Wenn Stress so inflationär gebraucht wird, droht das
eigentliche Problem leicht in den Hintergrund zu geraten: Dass
Dauerbelastungen im Job Jahr für Jahr mehr Beschäftigte in die Knie
zwingen. Wenn man bedenkt, dass viele Menschen einen Großteil ihres
Lebens am Arbeitsplatz verbringen, darf das Totschlagargument nicht
gelten: Die Globalisierung habe ihren Preis. Natürlich ist der
Veränderungsdruck in der Arbeitswelt groß. Tempo und Anforderungen
haben sich erhöht. Personalabbau führt dazu, dass immer weniger
Menschen immer mehr erwirtschaften müssen. Anstellungen auf
Lebenszeit gibt es nicht mehr, flexible Lebensläufe mit wechselnden
Arbeitsfeldern und Wohnsitzen sind Standard. Also abhaken und
arbeiten bis zum Umfallen? Wer das meint, verkennt, dass individuelle
Zufriedenheit und Gesundheit einhergehen mit dem Erfolg eines
Unternehmens. Dieses Bewusstsein muss bei vielen erst noch geschaffen
werden. Die geforderte Anti-Stress-Verordnung ist eine gute Idee,
wird aber an den unterschiedlichen Realitäten des Berufsalltags
scheitern. Firmen und Betriebe müssen die Balance schaffen: die
Mitarbeiter zur Leistung animieren und vor Überforderung schützen.
Dazu zählt auch die Einsicht, dass Arbeitnehmer nicht ständig per
Smartphone erreichbar sein müssen. Stress in Maßen ist übrigens
positiv. Nur wer gefordert wird, kann kreativ sein. Das ist dann
wieder gut für die Produktivität.
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