Für die Verbraucher ist es eine gute Nachricht:
Die Millionenstrafe für fünf deutsche Brauereien wegen verbotener
Preisabsprachen zeigt, dass die Kartelljäger wachsam sind. Für Fass-
und Flaschenbier haben die Kunden in Deutschland wohl jahrelang zu
viel bezahlt, dafür wiederum müssen nun die betroffenen Unternehmen
kräftig zahlen.
Die Millionenstrafe wird ihnen wehtun, denn der deutsche Biermarkt
schrumpft seit Jahren – und mit ihm die Margen der Unternehmen.
Verbissen kämpfen die Brauereien um Kunden und Marktanteile, die
Glanzzeiten sind längst vorbei. Um die Zahlen aufzupolieren, setzen
viele Brauereien zusätzlich auf Mixgetränke oder andere Softdrinks –
mit mehr oder weniger großem Erfolg. Einige Wettbewerber suchen ihr
Heil in Fusionen, um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen.
Angesichts des harten Wettbewerbs traute sich aber kaum ein
Brauer, mit einer Preiserhöhung vorzupreschen. Zu groß war die Angst,
dass der preissensible deutsche Verbraucher die Biermarke wechseln
könnte. In diesem Umfeld haben sich die Absprachen in der Branche
ihren Weg gebahnt. Das bestreiten auch die betroffenen Brauereien
nicht mehr, die am Ende allesamt mit dem Kartellamt kooperiert haben.
Dass ausgerechnet Branchenriese Becks als Kronzeuge straffrei blieb,
dürfte die Mittelständler besonders ärgern.
Der harte Wettbewerb als Entschuldigung – so einfach aber können
es sich die Beteiligten des Bierkartells nicht machen. Mit ihren
Absprachen haben sie das Vertrauen ihrer Kunden missbraucht. Und die
jetzt aufgedeckten Fälle dürften dabei nur die Spitze des Eisbergs
sein, weitere Ermittlungen laufen noch.
Das Bierkartell gehört zu einer Reihe von Fällen, die die
deutschen Behörden zuletzt mit Millionenstrafen geahndet haben. Die
im deutschen Recht noch eher junge Kronzeugenregelung scheint zu
greifen. Fast immer gibt es ein beteiligtes Unternehmen, das auspackt
und im Gegenzug straffrei bleibt. Mit dieser Waffe ausgestattet,
gelingt es der Bonner Behörde immer häufiger, Preisabsprachen
aufzudecken – und das ist ganz im Sinne der Verbraucher.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de
Weitere Informationen unter:
http://