Westdeutsche Zeitung: PrivateÜberschuldung durch Aufklärung bekämpfen = von Peter Kurz

Dass es trotz eines relativ guten
Arbeitsmarktes zu einer steigenden Zahl überschuldeter Menschen
kommt, muss kein Widerspruch sein. Denn die niedrigen
Arbeitslosenzahlen haben auch etwas damit zu tun, dass es immer mehr
atypische Arbeitsverhältnisse gibt: Teilzeit- oder Minijobs bringen
nicht genügend Einkommen, um die wachsenden Kosten – Stichwort
Energie – zu stemmen. Und dann sind da natürlich auch die vielen
Verführungen, die es so einfach machen. Der verlockende Autokauf auf
Raten oder die paar Klicks im Internet für eine Bestellung, die das
eigene Budget übersteigt. Aber wird nicht allenthalben gepredigt, wie
wichtig es gesamtwirtschaftlich ist, wenn wir Deutsche nicht nur von
unseren Exporten leben? Die Inlandsnachfrage, der Konsum, sind doch
eine Stütze fürs Gemeinwohl. Eben danach verhalten sich die Menschen.
Was auch der Staatsschuldenkrise geschuldet ist. Nicht nur, weil die
große Politik mit der grenzenlosen Schuldenmacherei ein denkbar
schlechtes Vorbild gibt. Die Krise lässt so manch einen darüber
nachdenken, was denn am Ende aus dem so schlecht verzinsten Ersparten
werden könnte. Und verleitet dazu, das Geld lieber jetzt auszugeben,
statt einen späteren, persönlich nicht zu kontrollierenden Verlust
hinzunehmen. Wird dann das Motto „Lieber jetzt leben . . .“
überzogen, so treffen die Folgen zunehmender Überschuldung privater
Personen beileibe nicht nur diese selbst. Gläubiger, die ihre
Forderungen abschreiben müssen, ganze Unternehmen, geraten mit in den
Strudel. Das führt dazu, dass ein Teil der Gesellschaft im Wohlstand
lebt, ein anderer aber keine Perspektive mehr sieht, aus der
wirtschaftlichen Not herauszukommen. Eine solche Spirale zu stoppen,
liegt im gesamtgesellschaftlichen Interesse. Und muss deshalb auch
gesamtgesellschaftlich gestemmt werden. Die ausreichende Finanzierung
von Beratungsstellen, die den in die Schuldenfalle getappten Menschen
helfen, ist eine Sache. Die andere ist die vorbeugende Stärkung der
Finanzkompetenz vor allem der jungen Menschen. Da reicht es nicht,
ein paar Broschüren unters Volk zu werfen. Es geht um kontinuierliche
Aufklärungsarbeit – am besten durch unabhängige Institutionen.

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