Westdeutsche Zeitung: Rauchverbot in NRW = Von Frank Uferkamp

Nordrhein-Westfalen, das Land auch der
Gastlichkeit und der Kneipenkultur, wagt einen überfälligen Schritt:
Ab dem kommenden Jahr soll es auch hier ein umfassendes Rauchverbot
in der Gastronomie geben. Damit beendet die Landesregierung ein
Provisorium, das seit Jahren vor allem für Verunsicherung gesorgt
hat.

Raucherclubs, Eckkneipen, zubereitete Speisen, Arbeitsschutz und
Bußgelder – die bisherige Lösung hat jede Menge Ärger bereitet. Das
alte, von CDU und FDP beschlossene Gesetz, hatte jede Menge
Schlupflöcher, die clevere Wirte weidlich ausnutzten. Nur so konnte
es passieren, dass eigentlich das Rauchen unerwünscht war, während de
facto zwischen Rhein und Weser sowohl in Kneipen wie auch in
Restaurants weiter munter gequalmt wurde: mal gegen Vorlage eines
Clubausweises, mal in einem Nebenraum, mal erst nach 23 Uhr, oft
genug einfach immer.

Die höchst undankbare Aufgabe, diese wachsweiche Regelungen auch
noch zu kontrollieren, hatten die Kommunen. Die haben vielerorts
einfach aufgegeben und die Dinge laufen lassen. Das hat Deutschland
einen höchst ungewohnten Ruf beschert: Italiener, Spanier oder Iren
trauten bei Besuchen in Köln oder Düsseldorf ihren Augen nicht. Denn
anders als daheim in Rom, Dublin oder Madrid herrschte hier die pure
Anarchie. Die als so penibel und bürokratisch bekannten Deutschen
leisteten sich einen Wildwuchs.

Dass diese Zeiten bald vorbei sind, werden die immer noch vielen
Raucher sicher bedauern. Ein Glas Bier oder Wein und dazu eine
Zigarette – das ist für sie eine enge Verbindung. Doch die
Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Heute steht das Rauchen nicht
mehr für den coolen Genuss, sondern für Gesundheitsrisiken, gerade
auch für die Nichtraucher

Grüne und vor allem die SPD haben sich schwer getan, ein so
scharfes Gesetz vorzulegen, wollen sie doch nicht als Spaßverderber
dastehen. Doch selbst bei vielen Wirten gab es in den vergangenen
Jahren eigentlich nur eine Frage: Wann kommen endlich klare Regeln?
Die wird es nun geben. Wie bei allen Neuerungen wird es eine Zeit
brauchen, bis sich alle Beteiligten daran gewöhnt haben. Wie in
Italien oder Irland auch. Dort sind die Kneipen immer noch voll.

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