Westdeutsche Zeitung: Salafisten in NRW bauen ihre Basis rasant aus = von Peter Lausmann

Der Salafismus hat in NRW eine erschreckende
Anziehungskraft auf junge Muslime entwickelt. Offenbar bietet er
Orientierungslosen das Gefühl, einer besonderen Minderheit
anzugehören, eine Chance, vom gefühlten Verlierer zum „Helden“ zu
werden. Durch den realen Kampf für den Islamismus in Afghanistan, in
Pakistan, in Mali und vor allem in Syrien. Zurück kommen Menschen,
die nun in der Szene Verehrung erfahren. Das allein ist schon Anreiz
für viele, es ihnen gleichzutun. Und damit steigt die Zahl derer, die
den islamistischen Krieg gegen den Westen auch in Deutschland
fortführen könnten. Diesen Sumpf muss der Staat zum Schutze aller
trockenlegen. Allerdings mit den richtigen Mitteln, sonst könnte sich
ein falsches Sicherheitsgefühl bilden.

Die Behörden haben zwar viele Werkzeuge gegen den Salafismus, doch
deren Wirksamkeit ist zweifelhaft. Den Reisepass zu entziehen ist
fast schon ein Zeichen weltfremder Hilflosigkeit. Wer in den Dschihad
– den „Heiligen Krieg“ – will, der wird auch ohne das rote Büchlein
seinen Weg finden. Und selbst wenn nicht: Die kriegerische Ideologie
findet der Betreffende auch hier – auf dem eigenen Computer über das
Internet.

Es würde zu kurz greifen, nur auf die Krisengebiete und die
ursprüngliche Heimat des Islamismus zu schauen. Insofern tut
Innenminister Ralf Jäger gut daran, alle Kräfte im Land zu
mobilisieren, um Jugendliche vor den radikalen Menschenfängern zu
schützen. Der wichtigste Part kommt dabei wohl den Vertretern des
friedliebenden Islams zu. Nur sie können glaubhaft vom Dschihad
abraten und falsche Interpretationen des Koran widerlegen. Mit ihrem
Engagement stehen und fallen Projekte wie das Hilfsprogramm
„Wegweiser“.

Nur wenn es gelingt, die Trennlinien in vielen Köpfen nicht mehr
zwischen den Religionen, sondern zwischen friedlich und kriegerisch
verlaufen zu lassen, kann der Salafismus ausgebremst werden. Dazu
gehört es, den friedlichen Islam als Teil der deutschen Gesellschaft
anzuerkennen und Imame und Gemeinden als Partner auf Augenhöhe
einzubinden. Nur so kann es gelingen, dass sich Jugendliche nicht
mehr zwischen ihrer Kultur, Gesellschaft und Religion verlieren und
abdriften.

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