Die Bilder und die Nachrichten rufen Mitleid
und Zorn hervor. Unterernährte Kinder schauen uns mit großen Augen
an. Erwachsene sterben zu Tausenden an Hunger und Durst. Selbst das
Vieh, das den Menschen Nahrung geben könnte, verendet in Somalia. Und
die Hilfslieferungen aus der Welt der Reichen versickern in dunklen
Kanälen und kommen nicht bei den Armen an. In diesem ostafrikanischen
Land, das fast doppelt so groß ist wie Deutschland. Deutschland
stockt immerhin seine Hungerhilfe auf – insgesamt 60 Millionen Euro.
Die EU erhöht ihr Paket, ebenso die Weltbank. Die Frage ist: Reicht
das für Millionen Hungernde in Somalia, Äthiopien, Kenia und Uganda?
Kommt die Hilfe in Form von Nahrung, Wasser und Zelten in den
Dürre-Regionen an? Und wenn das tatsächlich gelingen sollte – was
wird unternommen, damit nicht die nächste Dürrewelle erneut
hunderttausendfachen Hungertod bringt? Die akute Katastrophe ist
nicht die erste und auch nicht die letzte. Europa und Nordamerika
haben in der Vergangenheit immer wieder kurzfristig geholfen, haben
Hilfsprogramme für Afrikas Armenhaus aufgelegt, Brunnen gebohrt,
landwirtschaftliches Gerät und Saatgut geliefert. Die größte Gefahr
für die Menschen in Somalia droht aus dem Lande selbst. Marodierende
Milizen überfallen Hilfstransporte, zerstören auch die bescheidenste
Infrastruktur, erpressen die UN-Behörden und bringen gnadenlos Hirten
um, um deren Vieh zu erbeuten. Nicht Millionen sind notwendig, um den
Menschen im Osten Afrikas auf Dauer ein menschenwürdiges Dasein zu
gewährleisten, sondern Milliarden. Nicht Armenspeisung alle paar
Jahre hilft den Somalis, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Und alle noch
so gut gemeinten Anstrengungen sind zum Scheitern verurteilt, wenn es
nicht gelingt, die einzelnen Maßnahmen auch nachhaltig abzusichern.
Notfalls mit militärischen Mitteln, wie schon einmal in den 90er
Jahren. Die eintägige Konferenz von Rom hat ein Signal für ein
schnelles Eingreifen gegeben. Das ist gut, aber zu wenig. Ein
grundsätzliches Konzept gehört auf den Tisch der Vereinten Nationen.
Nicht zuletzt, weil dort auch die ehemaligen Kolonialmächte sitzen,
die historische Verantwortung für Afrika tragen.
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