Westdeutsche Zeitung: Steve Jobs = von Lothar Leuschen

Nein, da ist kein Staatsmann gestorben, auch
wenn die weltweiten Reaktionen das glauben machen könnten. Steve Jobs
war Unternehmer, ein sehr guter sogar. Er hat aus der von ihm
mitbegründeten Firma Apple den wertvollsten Konzern der Welt gemacht.
Das ist außergewöhnlich, aber es ist nicht das, was Steve Jobs so
sehr von anderen Unternehmern unterscheidet. Bei Jobs kam zu einem
ausgeprägten Erfindergeist Einfühlungsvermögen. Die Produkte von
Apple sind vermutlich deshalb so erfolgreich, weil Jobs vom Ende her
gedacht hat. Wie würde ein normaler Mensch dieses Gerät anfassen,
einschalten, benutzen? Jobs hat die Antworten gewusst und sie mit
Macintosh, iPhone, iPod und iPad gegeben. Er machte seine Computer
zum Ausdruck von Lebensgefühl. Deshalb berührt sein Tod normale
Menschen in aller Welt. Steve Jobs war kein Held, er war auch kein
Gutmensch, der wie etwa Bill Gates vernehmbar Milliarden spendete. Es
gibt sogar Leute, die ihm diktatorische Anwandlungen nachsagten. Das
mag sein. Aber auf jeden Fall war er die Verkörperung des
amerikanischen Traums. Er kam von unten und erreichte die Spitze. Von
seiner Art gibt es auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht
mehr viele. All das ist kein Grund, ihn zu überhöhen. Aber es
erklärt, warum viele Steve Jobs vermissen werden.

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://