Als die Finanzkrise weltweit die Wirtschaft
lähmte, als Banken quasi im Stundentakt mit Milliarden gerettet
wurden, als die Politiker fast täglich das Scheckbuch zückten – schon
damals fragten sich nicht wenige: Wer soll das alles bezahlen? Die
Quittung dafür bekommen die Steuerzahler in Europa und bald wohl auch
in den USA präsentiert: Die Staatsschulden ufern aus, einige Länder
sind quasi pleite. Erst kamen Griechenland, Irland und Portugal aus
dem Takt, nun gerät sogar die Weltmacht und Weltschuldenmacht USA ins
Wanken. Standard & Poor–s (S&P) zweifelt erstmals an der
Kreditwürdigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt – ein
Tabubruch. Der Warnschuss indes könnte Schlimmeres verhindern. Die
Amerikaner leben seit Jahren weit über ihre Verhältnisse. Doch statt
die eigenen Probleme anzupacken, haben die Politiker zuletzt mit den
Fingern nach Europa gezeigt und die Schuldensünder dort an den
Pranger gestellt. Dass das eigene Land mindestens so schwerwiegende
Probleme hat wie Griechenland, wurde gerne unter den Tisch gekehrt.
Vor ein paar Wochen bekam die Fassade erstmals Risse. Die
amerikanische Investoren-Legende Bill Gross rechnete mit der
Schuldenpolitik seines Landes ab: „Wir sind griechischer als die
Griechen“, schleuderte er der Regierung entgegen. Doch anders als
Griechen und Portugiesen haben die USA bislang keine Probleme gehabt,
sich am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen – weil die Zentralbanken auf
die Stabilität der weltgrößten Volkswirtschaft vertrauen und ihr Geld
in US-Staatsanleihen anlegen. Nach dem Warnschuss von S&P könnten die
Zeiten aber rauer werden. Im besten Fall erfassen US-Präsident Obama
und die republikanische Opposition jetzt, da eine Abstufung und damit
höhere Kreditzinsen drohen, den Ernst der Lage. Sie wissen, dass es
dann viel schwieriger sein wird, das gigantische Defizit zu
finanzieren. Vielleicht begreifen sie, dass Gelddrucken auf Dauer
keine Lösung des Problems ist. Und vielleicht legen sie ihren
ideologischen Streit darüber bei, welches das richtige Sparprogramm
für das Land ist, und arbeiten konstruktiv an einer Lösung des
Schuldenchaos–. Auch die Weltmacht USA wird um eisernes Sparen nicht
umhin kommen.
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