An Angela Merkel führt derzeit kein Weg vorbei:
Die Kanzlerin gibt die Richtung bei der Bekämpfung der Schuldenkrise
in Europa vor – mit Rückenwind durch die bärenstarke deutsche
Wirtschaft und durch die vergleichbar gute Haushaltslage hierzulande.
Dass Merkel auch die Eröffnungsrede zum prestigeträchtigen
Weltwirtschaftsforum in Davos gehalten hat, zeigt, welches Gewicht
ihre Stimme hat.
Die Kanzlerin nutzte das Forum in der Schweiz, um für ihren
Rettungsplan für Europa zu werben – aber auch dazu, Begehrlichkeiten
nach noch mehr deutscher Hilfe erneut eine Absage zu erteilen.
Deutschland ist schon jetzt der größte Beitragszahler und
Garantiegeber für den ständigen Euro-Rettungsschirm, der im Sommer in
Kraft tritt.
Die versammelte Elite aus Politik, Unternehmen und Finanzwelt
dürfte ihr aufmerksam zugehört und die Botschaft verstanden haben:
Deutschland ist stark, doch dürfen die Rettungsaktionen die führende
Volkswirtschaft in Europa auch nicht überfordern. Helfen ja, aber nur
dann, wenn auch die Ursachen der Krise bekämpft werden.
Ihr kühles Kalkül, ihre Beharrlichkeit und ihr Pragmatismus kommen
der deutschen Regierungschefin in diesen schwierigen Verhandlungen
zugute. Doch „Madame Non“, wie sie zuweilen genannt wird, hat im
Verlauf der europäischen Schuldenkrise bereits mehrere selbst
gezogene rote Linien überschritten, auch, weil aktuelle Entwicklungen
gerade beschlossene Pläne zu Makulatur werden ließen.
Und der Druck auf die Deutschen steigt nahezu täglich und mit
jeder schlechten Nachricht aus Griechenland. Die mächtige Chefin des
Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, fordert ebenso wie
Weltbank-Präsident Robert Zoellick und verschiedene europäische
Regierungschefs von der Kanzlerin ein noch stärkeres finanzielles
Engagement zur Euro-Rettung. Gleichzeitig beklagen einige aber auch
die deutsche Dominanz. Ein schwieriger Spagat.
Es spricht einiges dafür, dass Merkel beim nächsten EU-Gipfel am
kommenden Montag manchen Forderungen wird nachgeben müssen.
Andererseits werden aber auch die Krisenländer nicht an der
Erkenntnis vorbeikommen, dass das Zugpferd der europäischen
Wirtschaft nicht unbegrenzt belastbar ist.
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