Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 25 Jahre nach Lichtenhagen

Noch heute lösen die Bilder aus
Rostock-Lichtenhagen weit mehr als nur Beklommenheit aus. Zu sehen,
wie sich unterschwellige Angst in Hass verwandelt. Zu sehen, wie Hass
zu Feuer wird. 25 Jahre ist es her, dass Anwohner – und später auch
Neonazis – das Wohnheim angegriffen und sogar angezündet haben. Die
Übelkeit bleibt.

Nicht nur, weil diese Tat für eine demokratische Gesellschaft
quälend schwer zu ertragen ist. Sondern auch, weil der Nährboden für
solche Exzesse noch immer nicht erschöpft ist.

Denn Abgrenzung – wirtschaftlich, politisch, letztlich
gesellschaftlich – scheint Alltag geworden zu sein. Der Grund ist
auch heute noch der gleiche: Angst. Davor, abgehängt zu sein. Von
»denen da oben« vergessen zu werden. Vor dem vermeintlich Fremden.
Doch Angst ist der schlechteste aller Ratgeber – selbst in Zeiten des
allgegenwärtigen Terrors. Denn sie führt zu Hass. Und Hass ist Feuer
im Kopf. Darum müssen wir als Gesellschaft alles dafür tun, um nach
einem weiteren Vierteljahrhundert nicht wieder fassungslos dazustehen
und zu spüren, wie die Bilder und die Übelkeit von uns Besitz
ergreifen.

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Andreas Kolesch
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