»Wenn der Grundstein schief liegt, kann die
Mauer nicht gerade werden«, sagt ein afghanisches Sprichwort. Der
Grundstein für die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an
einheimische Kräfte ist so wackelig, dass er zu jeder Sekunde in
einem Tunnel verschwinden kann – und mit ihm das ganze Gebäude zur
Vorbereitung auf den Abzug der Isaf-Truppen vom Hindukusch. Die
spektakuläre Befreiung von 475 Gefängnisinsassen durch einen Tunnel
konnten die Taliban nur organisieren, weil sie Hilfe in der Stadt und
im Gefängnis hatten. Die Regierung des Präsidenten Hamid Karsai kann
sich immer weniger auf ihre Kräfte verlassen. Das gilt schon lange
für die mehrheitlich von den Paschtunen bewohnten Regionen, zu denen
Kandahar zählt. Das gilt aber auch für andere Landesteile. Die vielen
Selbstmordattentate, von Mitgliedern der eigenen Sicherheitskräfte
durchgeführt, beweisen dies. In ihren Reihen hat sich eine fünfte
Kolonne breit gemacht. Karsais Schutzmauer reicht kaum um die
Hauptstadt Kabul. Wenn das Erreichte nicht zusammenbrechen soll,
müssen die westlichen Schutztruppen wohl länger bleiben als nur bis
2014.
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