Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Blatters Rücktritt

War es das wirklich? Eine Fifa nach 40 Jahren
ohne Blatter? Nun, Wehmut muss sich bei seinen Unterstützern noch
nicht einstellen. Denn noch bleibt der Sepp in Amt und Würden und
wird sicher auch bei der Wahl seines Nachfolgers ein gewichtiges Wort
mitreden. Derzeit ist allerdings kein Nachfolger in Sicht, der für
einen glaubwürdigen, einen echten Neuanfang steht. Zu wenig geeignet
sind die Männer, die sich im Amt zu häufig als unwürdig erwiesen
haben, den Saustall Fifa auszumisten. Ein Prinz aus Jordanien ist
zum Beispiel mit Sicherheit kein geeigneter Kandidat, um die Kleider
von König Fußball vom Mief der Korruption zu befreien und echte,
unabhängige und demokratische Strukturen bei der Fifa einzuführen,
die die Familie von Ali bin al-Hussein ihren Landsleuten beharrlich
verweigert.

Das Problem des Neuanfangs ist, dass zu viele zu lange vom System
Blatter profitiert haben. Das erklärt auch die Mehrheit, die der
Schweizer in der Wahl am Freitag erhielt. Stimme gegen Geld – für den
Funktionär persönlich, für den Verband oder für die Familie. Alle,
die jetzt in den Kommissionen der Fifa sitzen, haben vom System
Blatter profitiert oder es zumindest toleriert. Auch der DFB. Die
Kritik an Blatter wurde erst dann laut, als man meinte, nichts mehr
verlieren zu können.

Was aber noch viel erschreckender ist: Sylvia Schenk, Leiterin der
Arbeitsgruppe Sport von Transparency International, sagte kürzlich in
Paderborn, dass viele korrupte Präsidenten und ihre Weltsportverbände
es derzeit genießen würden, sich hinter Blatter verstecken zu können.
Dieser Aufmerksamkeitsschutzschild ist bald weg. Der Rücktritt
Blatters sollte deshalb nur der Anfang im Kampf gegen die Korruption
im Sport sein.

Es wird ein verdammt langer Weg werden. Denn was dem Sportler das
Doping, ist dem Funktionär sein Handgeld.

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Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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