Chen Guangcheng erlebte am Freitag eine
Achterbahn der Gefühle. Zwischen Todesangst um seine Familie und
Hoffnung auf Ausreise pendelte der Gemütszustand des blinden
Bürgerrechtlers. Aus persönlicher Erfahrung weiß der ehemalige
politische Häftling, zu welchen Willkürakten China fähig ist. Das
Wort einer Sprecherin des Außenministeriums in Peking gilt im
Riesenreich nur bedingt. Schon wenn Chen in sein Heimatdorf reiste,
um dort einen Reisepass zu beantragen, wäre er genau den Häschern
ausgeliefert, denen er jüngst erst entwischen konnte. Zu den
Ungereimtheiten gehört auch, dass der inzwischen weltberühmte
Regimekritiker aus dem Krankenhaus heraus Telefoninterviews geben
kann, draußen vor der Tür aber die Polizei alles prügelt und
abdrängt, was ihr irgendwie verdächtig erscheint. Von einem guten
Ausgang der Geschichte sollte die auch wahlkämpfende
US-Außenministerin erst sprechen, wenn Chen wirklich außer Landes ist
und – bitte nicht vergessen, Frau Clinton! – auch Chens Angehörige
keine Sippenhaft erleiden müssen.
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