Die Mitleidsbekundungen kamen gut getarnt als
Solidaritätsadressen bei Claudia Roth an. Frei nach dem Motto:
»Bitte, bitte, liebe Claudia bleib bei uns, unsere Mitglieder haben
es doch nicht böse gemeint.« Fast hatte man den Eindruck, als wollten
sich die führenden Köpfe der Grünen für das eindeutige Votum ihrer
Basis entschuldigen. Immerhin, es hat gewirkt. Die Vorsitzende will
nun doch weitermachen. Damit hilft sie der Partei fürs Erste aus
großer Erklärungsnot, denn schon gestern nahmen die Spekulationen in
Sachen Schwarz-Grün gewaltige Ausmaße an. Auch entfällt die
außerplanmäßige Suche nach einer Nachfolgerin samt der
unvermeidlichen Turbulenzen. Und Ruhe ist erste Parteipflicht, wenn
man zurück in die Regierung will. Einen Koalitionspartner sucht man
ohnehin erst nach der Wahl. Gut möglich nun sogar, dass die
Delegierten ihre Vorsitzende beim Parteitag am Samstag mit einem
überragenden Ergebnis im Amt bestätigen – quasi als Wiedergutmachung.
Die 26,18 Prozent der Urwahl würde das aber ebenso wenig aus der Welt
schaffen wie den Autoritätsverlust, den Claudia Roth erlitten hat.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261
Weitere Informationen unter:
http://