Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Protesten in Spanien

Die EU als Hüter der Freiheit und Demokratie –
ein schönes Bild. Dass in Ländern wie Spanien und Portugal bis in die
70er Jahre Diktatoren die Fäden in der Hand hielten, gerät dabei
häufig in Vergessenheit. Um so erfreulicher ist es daher, dass sich
junge Spanier gegen Macht- und Hilflosigkeit auflehnen.
Bildungsungerechtigkeit, 40 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und die
Wirtschaftskrise sind Schlagworte, denen die Generation
Staatsbankrott entgegentreten will. Die Protestwelle in Nordafrika
schien so weit weg, die Demonstrationen in Spanien sind auf einmal so
nahe. Beide Welten sind so unterschiedlich und doch so ähnlich.
Natürlich kämpfen die einen für den Sturz eines kompletten
diktatorischen Regimes, während die anderen »nur« eine Kehrtwende
fordern. Doch der Wille, etwas zu ändern und sich nicht willkürlich
beherrschen zu lassen, treibt Spanier wie Libyer, Tunesier und
Ägypter an. Nur dagegen zu sein, wird den Spaniern aber nichts
nützen. Sie brauchen Führungspersonen und klare Visionen, damit ihr
Protest nicht in diffusem Dagegen-Einerlei verebbt. Und sie brauchen
einen langen Atem.

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