Der jahrelange Krieg stumpft ab. Deshalb hält
sich im Irak die Empörung nach der Veröffentlichung weiterer bisher
geheimer US-Militärakten in Grenzen. Verständlich. Denn die meisten
Familien zwischen Mosul und Basra müssen sich nicht im Internet über
die Grausamkeiten im eigenen Land informieren. Sie kennen die
Wahrheit viel genauer, weil sie diese erlebt haben. Folter und Mord
gab es zu Zeiten Saddam Husseins und auch nach seiner Entmachtung. Da
hat sich leider nichts geändert. Als US-Präsident wollte George W.
Bush aus dem Irak eine Muster-Demokratie machen. Von Werten der
Demokratie ist nur wenig bei den irakischen Sicherheitskräften
angekommen. Mit Gegnern gehen sie brutal um, der Finger am Abzug
sitzt besonders locker. 15 000 Zivilisten mehr als bisher bekannt
sind im Irak umgekommen. Das US-Verteidigungsministerium schäumt,
dass das Internetportal Wikileaks an das brisante Material gekommen
ist. Genauso groß muss die Empörung darüber sein, dass die Berichte
belegen, dass US-Soldaten das Unrecht nicht verhindert haben. Wer
wegschaut, macht sich mitschuldig.
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