Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Griechenland

Stellen Sie sich vor, Sie sind hoch verschuldet
und haben große Probleme mit Zins und Tilgung. Was tun? Im Normalfall
führt das erste Gespräch doch wohl zur Hausbank und dem größten
Kreditgeber. Denn er hält die meisten Schlüssel für die erhoffte
Entlastung in der Hand. Der neue griechische Ministerpräsident Alexis
Tsipras und sein Finanzminister Gianis Varoufakis aber machten bisher
absichtlich einen weiten Weg um den Internationalen Währungsfonds, um
Bundeskanzlerin Angela Merkel und um ihren Finanzminister Wolfgang
Schäuble. Stattdessen suchten sie andernorts vor allem in Süd- und
Osteuropa nach Verbündeten. Offensichtlich hält man dort jedoch etwas
von Solidität und echter Solidarität. Jedenfalls hat Tsipras erkannt,
dass er, will er Griechenland nicht schnurstracks in die Staatspleite
führen, auf die Gläubiger zugehen muss. Der Verzicht auf die
Forderung nach einem erneuten griechischen Schuldenschnitt beweist
wenigstens etwas Lernfähigkeit. Ob es reicht, um Griechenland im Euro
zu halten und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Aufschwung
herbeizuführen, wird sich schon bald zeigen.

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Andreas Kolesch
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