Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kardinal Brandmüller

Es ist empörend, was Kardinal Walter Brandmüller
zum sexuellen Missbrauch sagt. Als Katholik möchte ich im Boden
versinken – vor Scham und vor Wut zugleich! Seine Worte lesen sich
wie eine einzige Relativierung der großen Schuld, die die katholische
Kirche als Institution an den Verbrechen und ihrer systematischen,
über Jahrzehnte betriebenen Verschleierung trägt. Sie sind ein neuer
Schlag ins Gesicht jedes einzelnen Opfers. Und der Verweis auf den
angeblichen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität muss
jeden halbwegs klar denkenden Menschen fassungslos machen.
Brandmüllers Äußerungen haben zersetzende Wirkung. Sie karikieren
alle Anstrengungen der Deutschen Bischofskonferenz und einer jüngeren
Generation kirchlicher Würdenträger, sich ernsthaft um Aufklärung,
Wiedergutmachung und eine neue Glaubwürdigkeit zu bemühen. Oder
kirchlich gesprochen: Wo Reue fehlt, wirkt die Sünde fort. »Ich
schäme mich«, hat Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker erst jüngst
im Interview mit dem WESTFALEN-BLATT zum Missbrauchsskandal gesagt.
Mit Blick auf Kardinal Brandmüller ist dem nichts hinzuzufügen.

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