Martin Schulz muss aufpassen, dass er für die
SPD nicht das wird, was Horst Seehofer für die CSU ist – ein
angeschlagener Vorsitzender auf Abruf, der seiner Partei schadet.
Dass Schulz am 24. September nur wenige Minuten nach der Prognose
des Wahlausgangs die SPD aus dem Spiel nahm, kam an der Basis gut an.
Den Trotz nach der Enttäuschung konnte man den Genossen emotional
nachsehen. Doch das ist jetzt fast neun Wochen her, eine politische
Ewigkeit in diesen Zeiten.
Der SPD-Chef macht derzeit keine gute Figur. Seine Personalplanung
im Willy-Brandt-Haus stößt den SPD-Frauen vor den Kopf. Und in der
Fraktion sind so manche der 153 Abgeordneten ganz froh, überhaupt ein
Mandat errungen zu haben. Sie wollen nicht schon wieder Wahlkampf
machen und dabei riskieren, ihren Platz im Parlament zu verlieren –
falls die SPD bei Neuwahlen noch schlechter abschneiden sollte.
Schulz mag ein Gefühl für die Basis haben, die Stimmung im
Parteiapparat schätzt er nicht immer richtig ein. SPD-Chef wird er
mangels Gegenkandidat bleiben. 100 Prozent der Stimmen werden es
sicher nicht wieder.
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