Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel

Man benötigt viele Worte, um eines
zurückzunehmen. Anders ergeht es auch der Bundeskanzlerin nicht.
Stunden nach der Bundestagsdebatte waren ihre Überlegungen darüber
abgeschlossen. Angela Merkel hat wohl ihre eigenen Zitate noch einmal
lesen müssen. Es ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass die größte
Oppositionspartei die gleiche Meinung vertreten muss wie die
Regierungskoalition. Aber der SPD in der Eurokrise totale
Unzuverlässigkeit vorzuwerfen und selbst auf Nachfrage das nicht
weiter zu präzisieren, geht zu weit. Denn auch im eigenen
schwarz-gelben Lager gab und gibt es nicht wenige Zweifler, die
Merkels Kurs in der Euro-Krise nicht mitmachen. Bei der Abstimmung
über den Rettungsschirm ESM waren es auch Sozialdemokraten, die für
die nötige Zweidrittelmehrheit sorgten. Das weiß auch die Kanzlerin,
hatte das bei dem Interview offenbar ausgeblendet. Dass Angela Merkel
doch noch versuchte, ihre eigenen Aussagen zu korrigieren, kommt
einem Einlenken gleich. So oft ist das in ihrer Amtszeit nicht
vorgekommen.

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