Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Middelhoff

Thomas Middelhoff mittellos? Richtig erklären
kann sich das auch der Insolvenzverwalter nicht.

Schließlich hat der Spitzenmanager a.D. früher mal exzellent
verdient. Allein die 40 Millionen Euro, die »Big T« als
Anerkennungsprämie für den AOL-Deal bei Bertelsmann erhalten haben
soll, reichen normalerweise aus, um zig Familien ein sorgenfreies
Leben zu ermöglichen.

Doch Middelhoff war ein Mann der ganz großen Gesten und Geschäfte.
So hat er sich sogar erheblich verschuldet, um auf Anraten des
Beraters Josef Esch in Immobilienfonds zu investieren. Die
Verschuldung versprach ihm steuerliche Vorteile – ein Motiv, das
schon andere blind gemacht hat. Allerdings hätte Middelhoff um das
Risiko, das die Vermietung von Immobilien an Karstadt barg, wissen
müssen.

Bei Menschen, die aus großer Höhe tief stürzen, kämpfen meist
zwei Gefühle in den Herzen der zeitgenössischen Beobachter: Häme,
weil der Große auch nicht immer rücksichtsvoll mit anderen gewesen
ist. Aber hin und wieder auch Mitleid. Keiner weiß, ob Thomas
Middelhoff Mitleid möchte. Ob er es verdient, wird davon abhängen,
wie viel Energie er aufgewendet hat, um Geld und Besitz vor den
Banken und Menschen, bei denen er sich verschuldet hatte, in
Sicherheit zu bringen.

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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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