Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Putin

Wladimir Putin erklärte gestern die Krim zum
Tempelberg der Russen und legte damit die Latte für diplomatische
Lösungen unerreichbar hoch. Nicht religiöse Überhöhung sondern
nationalistische Hochstapelei prägte Putins irritierende Rede an die
Nation. Der Präsident brachte dabei offenbar völlig bedenkenlos
zusätzliche Schärfe in den dräuenden Ost-West-Konflikt. Nicht einmal
vor einem völlig schiefen historischen Vergleich mit Adolf Hitlers
Angriffskrieg und Vormarsch bis Moskau schreckte er nicht zurück.
Auch wenn die Worte nach innen gerichtet waren, so sollte Putin deren
Wirkung nach außen nicht übersehen. Vor allem aber, wer genauer
hinhörte, spürte im wirtschaftspolitischen Teil der Ansprache, wo die
wahren Probleme liegen. Russland steuert auf eine handfeste Rezession
zu, die Sanktionen und der niedrige Ölpreis tragen zur
Verschlechterung bei und Putins Bitte an die Oligarchen, ihre
Milliarden bitte heim zu Mütterchen Russland zu holen, klang fast
niedlich, aber auf jeden Fall naiv. Der große Kremlherrscher ist
gezwungen zu betteln, statt zu kommandieren.

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