Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu VW und der Automobilbranche

Mit diesen Verkaufszahlen hätten Anfang des
vergangenen Jahres die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Doch
inzwischen melden fast alle deutschen Autobauer Rekordergebnisse für
2011. Das gilt vor allem für VW, aber auch Audi, BMW, Mercedes und
Porsche, die allesamt ihre gesteckten Ziele bei weitem übertroffen
haben. Das ist gut so. Schließlich sind so tausende von
Arbeitsplätzen bei den Herstellern und auch den Zulieferern sicher,
was sich wiederum auf die Gesamtwirtschaft auswirkt. Dennoch denkt
kaum jemand in den Chefetagen daran, Jubelfeiern zu veranstalten.
Stattdessen wird auf die Euphoriebremse getreten. Aus gutem Grund.
Das Jahr 2012 hält jede Menge Unwägbarkeiten parat. Während die
Entwicklung in China und auch in Russland fast einheitlich weiter
positiv bewertet wird, sind die Prognosen für Nordamerika und Europa
nicht ganz so einfach. In den USA beispielsweise, wo die
Verkaufszahlen für Autos in den vergangenen zwei Jahren von zehn auf
inzwischen wieder mehr als zwölf Millionen gestiegen sind, stehen
Wahlen an. Ob und wie sich das auf die Wirtschaft auswirken wird,
kann niemand vorhersagen. Hält das Wachstum an, profitieren davon
auch die hier vertretenen deutschen Hersteller, die 2011 allesamt
deutliche Steigerungsraten verbuchen konnten. Noch schwieriger ist
die Situation in Europa. Die Eurokrise hält alle Staaten in Atem.
Kommt Griechenland wieder auf die Beine? Was passiert mit Portugal
und Spanien? Reichen die Sparmaßnahmen in Italien aus? Und vor allem:
Welchen Einfluss haben die Bewertungen der Ratingagenturen auf die
Entwicklung? Deshalb ist es nur zu verständlich, wenn die Vorstände
der Autokonzerne von steigenden Risiken auf den europäischen Märkten
sprechen. Klar ist aber auch: Die deutschen Autobauer haben aus der
Krise im Jahr 2009 ihre Lehren gezogen. In den Schubläden der
Vorstände liegen ausgearbeitete Pläne, um einer möglichen
Krisensituation mit geeigneten Maßnahmen wie flexiblen Arbeitszeiten
und Anpassung von Produktionskapazitäten schnellstmöglich
entgegentreten und damit schlimmste Auswirkungen verhindern zu
können. Dessen ungeachtet steuert der immer weiter wachsende
VW-Konzern unbeirrbar auf das große Ziel zu, die Nummer eins in der
Automobilwelt zu werden. Rückschläge wie die bislang nicht zustande
gekommene Übernahme von Porsche oder auch das Zerwürfnis mit dem
japanischen Hersteller Suzuki, der Wegbereiter für Indien und den
südostasiatischen Raum hätte sein sollen, stecken Ferdinand Piëch und
Martin Winterkorn scheinbar gelassen weg. So groß, wie die Qualität
der Fahrzeuge des Konzerns inzwischen ist, so beachtlich ist auch das
strategische Vorgehen und Denken, um spätestens 2018 Toyota und
General Motors bei den Verkaufszahlen hinter sich zu lassen. Hält VW
an diesem Kurs fest, wird der Spitzenplatz ohne Frage weitaus eher
erreicht.

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