Dafür war seine lückenhafte Reuebekundung vom
Vortag gut: Die Chance, dass Wulffs Weihnachtsansprache als
Gesellschaftsbetrachtung und nicht nur als Wegmarke der
Skandaldramaturgie wahrgenommen wird, ist größer geworden. Und siehe
da: Seine Ansprache hat diese Aufmerksamkeit inhaltlich auch
verdient. Wulffs Appell an die Demokraten, sich dem Fremdenhass
überall entgegenzustellen, wo er auch auftritt, ist wichtig. Seine
Forderung einer offenen Gesellschaft ist konsequent. Und den Satz
»Wir können gar nicht früh genug begreifen, wie dumm und schädlich
Ausgrenzung oder gedankenlose Vorurteile sind« kann man nicht viel
besser formulieren. Christian Wulff, von dem bislang außer der
Formulierung von der »bunten Republik Deutschland« und dem Satz »Der
Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland« nicht viel zu hören war,
hat angemessen auf die Erschütterung durch die Neonazi-Morde
reagiert. Das muss man vom Staatsoberhaupt aber auch erwarten können.
Von den übrigen Erwartungen an einen Bundespräsidenten wird in den
kommenden Wochen noch weiter zu reden sein.
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