Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zuÄgypten

Vorerst bleibt es ein Rätsel, wie es zu der
Tragödie im Fußballstadion von Port Said kommen konnte. Gewiss ist
nur: Für die Demokratisierung Ägyptens bedeutet das Massaker mit mehr
als 70 Toten und hunderten Verletzten einen schweren Rückschlag. Ein
Jahr nach dem Aufstand gegen das Mubarak-Regime ist Ägypten weit
davon entfernt, ein Rechtsstaat mit geordneten Sicherheitsstrukten zu
sein. Die Aufklärung des Blutbads auf dem Fußballplatz wird dadurch
nicht erleichtert. Und so schießen Spekulationen ungezügelt ins
Kraut: Die Anhänger des alten Regimes wollten sich an den Fans des
Kairorer Klubs Al-Ahli rächen, weil diese zur Speerspitze der
Revolution gehörten, lautet eine Theorie. Die Jugendbewegung
verdächtigt den Militärrat, sich durch vorsätzliche Destabilisierung
des Landes den Machterhalt sichern zu wollen. Vielleicht aber war es
auch nur ein schreckliches Versagen der Sicherheitsposten. Das eben
ist das Problem in Ägypten: Jede denkbare Variante des Täuschens oder
Versagens erscheint plausibel in dem Land, das von politischer
Stabilität weit entfernt ist.

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