Die Jäger in NRW sind geladen. Umweltverbände
wollten die Jagd komplett abschaffen. Das ist ihnen nicht gelungen.
Aber der jetzt in den Landtag gehende Entwurf für ein neues
Jagdgesetz ist dennoch kein Friedensangebot. Ein gutes Dutzend
Vorschriften aus dem fernen Düsseldorf treibt Jägern und immer mehr
Jägerinnen die Zornesröte ins Gesicht. Tausende haben schon bei
Kundgebungen überall im Lande ihrem Ärger gehörig Luft gemacht. Am
Dienstagabend dürfte es auch in der Bielefelder Stadthalle eng
werden. Dann treffen sich die OWL-Jäger zum politischen Treiben. Der
Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) will den Tierschutz
verbessern, den Artenschutz stärken, und jeder Schuss im Revier soll
begründet sein. Das klingt gut – allerdings nicht in den Ohren der
Jäger. Sie müssen sich fragen, ob sie bisher den Tierschutz
verschlechtert, zum Artensterben beigetragen und sinnlos rumgeballert
haben. Und woher dieses Misstrauen? Ganz klar: Wer Jäger für
»bleiwütige Blaublüter« hält (der Satz ist in Düsseldorf gefallen),
der tickt so. Eine ernsthafte Debatte sieht anders aus. Selbst das
extrem populäre Tötungsverbot für wildernde Katzen muss auf den
Prüfstand der Vernunft. Gerade die Autoren eines »ökologischen
Jagdgesetzes« sollten abwägen, wie viele Kleinsäuger, Singvögel ,
Amphibien und Rote-Liste-Arten eine einzige wildernde Katze räubert.
Aber diese Debatte findet nicht statt. Der Minister verweist auf den
allgemeinen Wertewandel. Kurzum: Der Städter will das nicht und damit
basta. Wirklich wichtig sind Fachfragen zur Munition, zu zulässigen
Lockmitteln, Jagdhundeausbildung und vor allem dem praktisch
Machbaren. Remmel beklagt einerseits massive Zuwächse bei
Wildschweinen und die Schweinepestgefahren, verbietet aber effektive
Jagdmethoden. Weder Politiker noch Journalisten sind Experten für die
Wildschweinjagd. Wenn aber die Praktiker sagen, dass 500 Gramm Mais
einfach nicht ausreichen, um große Widschweinrotten aus dem Meter
hohen Mais zu locken, dann sollte dieses Wort auch gelten.
Stattdessen sollen Wildschweine künftig in strengen Wintern
verhungern. Das Fütterungsverbot ist nur ein Beispiel für
tierschutzwidrige Regelungen im neuen Gesetz. Radikale Jagdgegner
zeichnet der stete Ruf nach Steuergeldern und immer mehr Vorschriften
aus. Jäger bauen dagegen Biotope, pflanzen Hecken und hegen auch
solche Tiere, auf die sie nie schießen würden. Kaum eine Gruppe
bringt mehr Ehrenamt und privates Geld für den Naturschutz auf.
Kurzum: Remmel vergrault sich mit diesem Gesetz genau die falschen
Leute. Der Umweltminister ahnt inzwischen, dass er einen Bock
geschossen haben könnte. Immerhin signalisiert er an einigen wenigen
Punkten Entgegenkommen. Für die Jäger heißt das, die Drückjagd muss
weiter gehen. Erst im Juni hat der Landtag das letzte Wort.
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